Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen verehrte Schwestern und Brüder!
Also eigentlich würde ich heute noch gerne alles Mögliche sein. Aber eines mit Sicherheit nicht mehr: Zwölf oder 13 Jahre alt und mitten in der Pubertät. Zugegeben: Die, die mir jetzt heute Morgen hier zuhören, die sind mit Sicherheit schon längst aus dem schwierigen Alter von Pickel und Stimmbruch heraus – aber trotzdem ist das heute mein Thema. Denn ich finde, dass pubertierende Jugendliche eine riesige Gruppe von suchenden
Menschen in unserer Gesellschaft ausmachen. Nur merkt man ihnen das auf den ersten Blick gar nicht an. „Ach, die Kinder von heute sind doch so selbstbewußt“, sagte mir erst vor kurzem eine junggebliebene Oma. „Meine Enkelin fragt alles Mögliche. Die sind heute nicht mehr so schüchtern wie wir oder unsere Kinder es waren.“
Ja, so sieht’s zumindest auf den ersten Blick aus. Selbstsichere Kids, die genau wissen, wo’s langgeht. Stimmt aber nicht. Das ist nur das Bild, das sie alle gern erfüllen würden. Sie alle wollen gerne kleine, erfolgreiche und gutaussehende Frauen und Männer sein. Mit Handy und Terminkalender die Welt im Griff haben. Die Mädels stylen sich modellmäßig auf und die Jungs sind ach so cool, dass man sich kaum mehr normal mit ihnen unterhalten kann.
Das Problem ist, dass die Erwachsenen das Spiel voll mitspielen und meist nicht die Schwierigkeiten hinter der Fassade sehen. Denn dahinter sind die Girlies von heute eben noch immer die verunsicherten kleinen Mädchen. Heute kommen diese Mädchen zwischen 10 und 12 Jahren in die Pubertät. Rechtlich und sozial gelten sie noch als Kinder, aber der Körper macht mit ihnen was er will. Sie verstehen ihn nicht mehr und er wird ihnen völlig fremd. Aber sie lernen, dass sie mit ihm offenbar Botschaften aus-senden können. Dass ihr Körper permanent von außen bewertet wird und dass er des-halb toll aussehen muss.
Doch viele der Mädchen und Jungen wollen manchmal auch noch ein richtiges Kind sein. Aber sie haben Angst davor, sich lächerlich zu machen. Also eine ganz schön schwere Zeit, die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsen sein. Wir können ihnen helfen, wenn wir Geduld mit ihnen haben und sie auch mal herausfordern. Aber wir dürfen sie nicht überfordern – Erwachsen sind sie doch noch lange genug.
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Erstellt am: 18.06.2013 09:39 Uhr