Zündfunke, Dienstag 02.10.12

Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Riechen ist ein Prozess, der mit unserer unmittelbaren Gegenwart verbunden ist. Wir können uns an ein längst verloschenes Bild erinnern, wir können eine verklungene Melodie im Ohr haben, doch den wenigsten Menschen gelingt es, sich aktiv einen vergangenen Geruch vorzustellen. Erst wenn ein bestimmter Geruch wirklich vor unserer Nase auftaucht, können mit ihm längst verschüttete Bilder, Klänge und Stimmungen hochkommen. Es riecht „wie“ eine Blume, es stinkt „nach“ faulen Eiern, ein Duft ist vanilleartig. Die Metaphern sind vielfältig, sie sind der Geschmackswelt entliehen oder es handelt sich um optische und akustische Vergleiche.

Stellen wir uns doch einmal einen Parfümschöpfer vor: Wie empfindsam er doch all die ihn umgebenden Gerüche wahrnimmt, sie in sich aufnimmt und weiterentwickelt. Gerüche, die uns täglich umgeben lösen Gefühle in uns aus, sie können uns aufbauen, wir können uns an ihnen erfreuen.
Schon in der Bibel finden wir dafür Beispiele. Im Hohelied der Liebe z.B. vergleicht König Salomo seine Geliebte mit immer neuen Reizen für Auge und Ohr, für Geschmacks- und Geruchssinn. Er sagt: „Meine Braut ist ein Garten voll erlesener Pflanzen. An Granatapfelbäumen reifen köstliche Früchte. Herrlich duften die Rosen und die Blüten der Henna. Narde, Safran und Kalmus, alle Weihrauchgewächse, Zimt und Aloe, Myrrhe, alle Arten von Balsam sind im Garten zu finden“. König Salomo kann nach dieser Aussage seine Braut sehr wohl riechen.
Wir benutzen aber Metaphern genauso, um etwas Abstoßendes, um unseren Unwillen, unseren Unmut zum Ausdruck zu bringen. So kann etwas zum Himmel stinken, oder wir können von jemandem oder etwas die Nase voll haben.
Wohlriechende Düfte, egal welcher Art, lassen positive Erinnerungen in uns wach werden, und genau solche Geruchserfahrungen wünsche ich ihnen heute.

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Erstellt am: 02.10.2012 07:35 Uhr

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