Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Kann man fehlerfrei leben? Immer wieder stelle ich mir diese Frage, vor allem dann, wenn Menschen bei der Ausübung ihres Berufes Fehler unterlaufen sind, Fehler, die nicht wieder zu reparieren ist. Wie sieht das denn aus mit einem Busfahrer, der jeden Tag Verantwortung für so und so viele Menschen hat? Oder einem Arzt, bei dem, wenn er mal einen Fehler macht, dies für den Betroffenen auch mit dem Tod enden kann. Was passiert mit solchen Menschen, die sich ständig diesem Druck ausgesetzt fühlen müssen, nur ja keinen Fehler zu begehen? Wie kann man denn leben, wenn man absolut fehlerfrei sein muss? Vor allem, wenn das Leben oder die Gesundheit anderer daran hängen. Wie kann man arbeiten, wenn man einen Fehler nicht zugeben darf, weil man sonst seine Zukunft verbaut? Keiner hält das wirklich aus.
Christen beten im Vater unser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Jesus hat uns das gelehrt. Das ist für uns alle ganz wichtig, denn durch dieses Gebet wird mir klar, dass Jesus ganz klar davon ausgeht, dass alle Menschen schuldig werden, irgendwann einmal, oder ab und zu, oder aber auch immer öfter. Und dass deshalb gerade sie die Vergebung der Schuld nötig haben und erfahren werden.
Ich glaube, es sind nicht nur die Busfahrer und die Ärzte, die unter einem solchen Druck leiden, keine Fehler machen zu dürfen. Auch wir werden immer wieder mit unseren eigenen Fehlern konfrontiert. Und unsere Erfahrung zeigt uns, dass es nur allzu menschlich ist, anderen Schuld zuzuschieben und Fehler nachzuweisen. Aber, es gibt auch noch die Haftpflichtversicherung, die einspringt, wenn ich einen Fehler gemacht habe, und zur Not auch noch ein Anwaltsbüro. Aber mit all diesen Absicherungen ist meine Schuld noch nicht aus der Welt. Deshalb ist mir wichtig: Wir machen nicht nur Fehler, ja manchmal sogar schwer wiegende Fehler und bleiben darauf sitzen, sondern wir haben auch alle das Versprechen Jesu, unsere Schuld vergeben zu bekommen.
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Erstellt am: 01.09.2014 12:12 Uhr