Zündfunke, 30.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Damit ich mir wirklich etwas vorstellen kann, brauche ich ein klares Bild vor mir. Ich muss das, was ich mir vorstelle, vor meinen Augen sehen, ich muss es fühlen, schmecken, be – greifen können. Sozusagen vor meinem geistigen Auge eine Kostprobe erhalten, von der ich dann lange Zeit zehren kann.
Ich lebe von solchen Kostproben, wenn es um die Verbindung mit meinen Kindern, meiner Familie, meinen Freunden und meinem Gott geht. Da helfen mir gerade die indirekten und fast nebensächlichen Zeichen dabei, das zu finden, was mir wichtig ist. Eine kleine Geste oder ein freundlicher Rückruf am Telefon, eine Karte oder eine Einladung. Das sind die Kostproben, die mir zeigen, dass wir zusammen gehören, dass wir uns mögen, dass wir einander vertrauen. Ein Gebet, nach dem ich ruhiger schlafen kann, ein Gottesdienst, aus dem ich fröhlich herausgehe, das sind für mich Kostproben die mir zeigen, dass Gott mir nahe ist. Im Blick auf Gott und mein Vertrauen zu ihm wünsche ich mir freilich manchmal mehr: deutlichere Zeichen, eine klarere Orientierung, einen direkteren Weg zu ihm, vielleicht sogar ein kleines Wunder. Darum bin ich sicher auch manchmal in der Gefahr, eine kleine Kostprobe zu übersehen oder gar zu verachten.
Mir fallen immer wieder Liedfetzen und Gedichte ein, kurze Sätze, selbst gesprochen oder aus Gesprächen mit Freunden, die mich an glückliche Stunden erinnern oder mir ein wenig Vorfreude vermitteln für Begegnungen, die mir wichtig sind. Auch kenne ich Zeichen und Reaktionen von Zuhörerinnen und Zuhörern, die zeigen, dass die kurzen Worte im Zündfunken nicht einfach in den Wind geredet sind. All das sind Kostproben davon, wie Gott sich uns Menschen zuwendet. Solche Kostproben sind Begegnungen zwischen Menschen, die schon lange nicht mehr mit einander geredet haben. Solche Kostproben sind wie kleine Appetithäppchen, aber sie geben mir einen Vorgeschmack auf das Hauptgericht – auf so große Worte wie Versöhnung und Gerechtigkeit. Mehr haben wir nicht, aber mehr brauchen wir auch nicht.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:10 Uhr

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