Zündfunke, 30.07.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen verehrte Schwestern und Brüder!
Ende Juli – einer der beiden Hauptferienmonate schlechthin. Eine Zeit, in der viele Menschen an fremde Orte reisen. Zum Beispiel ans Meer – hierher. Vielleicht sind Sie ja auch deshalb gerade hier auf der Insel. Als ich noch ein Kind war, da hätte ich gerne mal so eine Fahrt an die Nordsee oder die Atlantikküste gemacht. Aber da war für unsere Familie höchstens der Bodensee möglich. Und heute? Heute hat sich dieser Wunsch für mich überholt, da ich seit vielen Jahren das Meer täglich erfahre.
Was aber zieht so viele ans Wasser? Warum fahren oder fliegen so viele Menschen ans Meer?
Wasser ist elementar. In doppelter Hinsicht. Das Leben entstammt dem Wasser. Und Wasser ist eines der Elemente. Das heißt: Menschen brauchen Wasser. Zum Trinken, zum Waschen, zum Leben, zum Überleben. Sicher: Deshalb fahren die Leute nicht ans Meer. Aber wenn sie sich dann am ersten Ferientag vom Strand in die Wellen stürzen, dann spüren sie schon diese elementare Verbindung zum Wasser.
Wasser ist aber mehr. Es spendet nicht nur Leben und Lebendigkeit. Wasser ist auch eine Gefahr. Es kann unheimlich und bedrohlich sein. Das wissen wir nicht erst seit den Tsunami-Katastrophen in den letzten Jahren. Bereits in der Bibel finden sich viele Zeugnisse für diese Erfahrung. Beim Auszug aus Ägypten ziehen die Israeliten durch das Meer – und die nachfolgenden Ägypter kommen darin um. Der Prophet Jona landet im Meer, wird von einem riesigen Fisch verschluckt, und wieder ans Land gespuckt. In der Bibel steht das Wasser für die Mächte des Chaos. Allein Gott kann aus diesem Chaos retten, beherrscht das Meer, kann den schlimmsten Sturm stillen.
So ist das Meer ein Symbol für Gefahr, für Untergang und Tod – aber auch für Leben, Errettung und Auferstehung. Am Meer kann ich mich messen. Ich weiß um die Gefahr, die das Meer darstellt. Und ich erlebe es zugleich als lebensspendende Kraft. Letztlich bündelt sich im Meer eine Urerfahrung des Menschen: Die Suche nach der Gefahr, die Möglichkeit sich zu beweisen – und die Hoffnung, die Gefahr zu bezwingen. Das Meer entlässt uns immer wieder an den Strand – und wir können uns sagen: Noch einmal davongekommen. Im Wasser, im Meer lässt sich spüren, was Leben und Lebendigkeit heißt. 

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Erstellt am: 16.08.2013 13:08 Uhr

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