Zündfunke, 30.04.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Letzter Tag im April, verehrte Schwestern und Brüder, morgen ist der erste Mai. Tag der Arbeit in ganz Europa und viele werden sich auf den Weg machen, um Kundgebungen zu diesem Tag der Arbeit zu besuchen. Deshalb möchte ich Ihnen heute von einem alten Arbeiterlied erzählen, welches ich mal bei einer Tagung von Betriebsseelsorgern gehört und kennengelernt habe.
Das Lied erzählt einen Traum, und in diesem Traum sieht der Schlafende den Himmel. Der Himmel ist, das muss man schon sagen, sehr irdisch, denn in aller Ausführlichkeit wird dort eine Fabrik beschrieben. Aber natürlich keine gewöhnliche Fabrik, sondern eine Fabrik, in der alle Wünsche und Sehnsüchte erfüllt sind. Es ist eine Fabrik ohne Streit und ohne die ganze Problematik der Umweltverschmutzung; eine Fabrik, in der die Arbeit den Menschen zur Freude dient. Und alles, was diese Fabrik so perfekt macht, ist im Refrain des Liedes auf den Punkt gebracht, denn dort heißt es:
Die Fabrik, die war aus Marmor, die Maschinen, die waren aus Gold, und niemand dort oben wird müde, und niemand dort oben wird alt.
Anscheinend wurde dieses Lied auch häufig am ersten Mai gesungen, es ist von seinem Text her ja auch wie geschaffen dafür. Was mir daran gefallen hat war der Gedanke, dass die menschliche Arbeit etwas so Wertvolles ist, dass sie auch im Himmel gewürdigt wird. Dass das, was wir hier auf der Erde anstreben, einen Funken des Göttlichen in sich trägt. Dazu gehört auch unsere Fähigkeit, etwas zu gestalten und zu erarbeiten und damit hier auf der Erde ein Stück des Himmels zu verwirklichen, den Himmel sozusagen auf die Erde zu holen. Jesus hat uns dazu ja sogar ermutigt. Er hat immer wieder vom Reich Gottes gesprochen. Aber nicht irgendwo im Himmel, sondern hier auf der Erde. Das würde dann bedeuten, dass wir hier auf der Erde das Reich Gottes mitgestalten, dass wir daran mitarbeiten.
Wenn Jesus vom Reich Gottes gesprochen hat, dann hat er es immer mit Dingen aus dem Alltag verglichen. Mit dem Wachsen der Saat zum Beispiel, oder er hat von den Arbeitern im Weinberg erzählt. Heute würde Jesus vielleicht eine Geschichte aus einer Fabrik erzählen. In diesen Geschichten beschreibt Jesus eine Welt, in der das Reich Gottes spürbar wird, weil Menschen nicht auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Es ist eine andere Art, zu leben. Und es ist ein Auftrag an uns: den Himmel auf die Erde zu holen, so, wie es auch in der letzten Strophe des Liedes geschieht, das von der Fabrik aus Marmor erzählt. Da heißt es nämlich:
Als ich von diesem Traum erwacht, da wunderte ich mich gar sehr. Mein Wunsch ist, dass so `ne Textilfabrik auf unserer Erde hier wär….

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Erstellt am: 01.05.2014 16:11 Uhr

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