Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Machen Sie bei uns Urlaub für die Seele“ –diese Werbung, liebe Schwestern und Brüder, ist mir in letzter Zeit öfter aufgefallen. Besonders so genannte Wellness-Hotels werben so um Gäste, aber auch Hotels, die, wie man so sagt „weitab vom Schuss liegen“. Mal „Urlaub machen für die Seele“ – viele Menschen wünschen sich das. Allerdings kann selbst das komfortabelste Hotel mit tollen Entspannungsangeboten nur günstige Bedingungen dafür schaffen. Und oft geht es ja auch darum, einfach mal zur Ruhe zu kommen und Abstand vom hektischen Alltag zu gewinnen.
Und wie ist das mit der Seele gemeint? Man könnte auch vom Innenleben sprechen, vom Empfinden, Denken, Verhalten. Eben das, was das Wesen eines Menschen ausmacht.
Für das, was einen im Innern bewegt, nimmt man sich viel zu wenig Zeit. Dabei gibt es oft sehr viel zu verarbeiten, vielem ist meine Seele einfach schutzlos ausgeliefert: Enttäuschungen, Verletzungen oder gar Schicksalsschlägen. Ich denke, Urlaub für die Seele soll helfen mich näher zu mir selbst zu bringen, mir Gedanken zu machen über mich, über mein Verhältnis zu Menschen und bestimmte Lebensumstände. Und vielleicht auch über meinen Glauben.
Mir Zeit zu nehmen für meine Seele ist wichtig, manchmal sogar lebenswichtig. Mit dem Ende der Sommerferien sind viele Menschen von ihren Urlaubsreisen zurückgekehrt. Vielleicht gehören Sie auch dazu. Haben Sie sich gut erholt? Wenn ja, dann haben Sie vielleicht auch Zeit gefunden, mal auf ihr Innenleben zu schauen. Und dann hatte vielleicht auch ihre Seele Urlaub.
Manchmal kann ein Urlaub aber auch zur Enttäuschung werden, weil man erwartet hat, dass im Urlaub all das wieder gut wird, was einen im Alltag bedrückt. Und wenn das nicht so ist oder einem erst im Urlaub so richtig bewusst wird, dass es so nicht weitergehen kann mit mir, in meiner Ehe oder Familie, dann kann die Seele schon heftig leiden, dann verläuft die „schönste Zeit des Jahres“ gar nicht so schön. „Menschen bringen ihre Probleme in den Urlaub mit“ hab ich unlängst in einem Interview gesagt, weil ich das oft so erlebe. Und weil wir Touristenseelsorgerinnen und –seelsorger uns oft als eine Art Notfallseelsorge für Menschen vorkommen, die das Gespräch mit uns suchen. Manchmal hilft das klarer zu sehen und Lösungen für die Zeit nach dem Urlaub aufzuzeigen. Urlaub für die Seele ist wichtig, manchmal als Notbremse, um zu verhindern, dass zu viel Belastendes auf der Seele liegen bleibt, nicht verarbeitet wird, verdrängt wird.
Ein Urlaub für die Seele muss aber nicht mit einer Reise verbunden sein. Manchmal reicht ein Spaziergang, ein gutes Gespräch oder auch ein Gebet.
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Erstellt am: 29.09.2014 14:27 Uhr