Zündfunke, 27.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet“ – das, liebe Schwestern und Brüder, hat der Dichter Christian Morgenstern mal gesagt. Ich finde diesen Satz so herrlich entspannend, denn ich frage mich manchmal wirklich, wo der allgemeine Schönheitswahn noch hinführen soll. Er treibt seltsame Blüten und manchmal geht es mir einfach zu weit, was Leute so alles mit sich machen lassen, weil sie mit ihrem Gesicht oder ihrem Körper nicht zufrieden sind, weil sie meinen, einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen zu müssen.
Doch wer ist eigentlich schön? Wer aussieht wie Models und Fernsehstars? Wer so voll tätowiert ist wie viele Fußballstars? Die weit verbreitete Meinung, besonders unter ganz jungen Menschen, mag derzeit so sein und viele eifern ihren Vorbildern nach, wollen so aussehen wie sie. Erschreckend wird es dann, wenn dafür sogar gesundheitliche Risiken in Kauf genommen werden. Natürlich weiß ich, dass schöne Menschen gern gesehen werden. Durch ihren Anblick kann so mancher ins Schwärmen geraten, ich glaube, das ist so seit es Menschen gibt.
Schon im Alten Testament erfährt man „Eine schöne Frau macht das Gesicht strahlend“. Vielleicht wurde auch schon damals gewetteifert, wer denn nun die Schönste im Land ist, aber den ersten offiziellen Schönheitswettbewerb gab es erst heute vor 120 Jahren im belgischen Spa. (eine junge Kreolin aus Guadeloupe hat ihn übrigens gewonnen)
Doch zurück zu biblischen Zeiten.
Im Hohelied Salomos. im Alten Testament, schwärmen zwei Verliebte von einander: …“der Gazelle gleicht mein Geliebter,…“, „Du erscheinst wie das Morgenrot…,“ „…deiner Hüfte Rund ist wie Geschmeide, gefertigt von Künstlerhand…“. Wie muss man sich die hier angebeteten Schönen vorstellen? Denn das Schönheitsideal hat sich ja im Laufe der Zeit ziemlich geändert. Und immer hat es nicht wenige gegeben, die dem gängigen Schönheitsideal eben nicht entsprochen haben. Vielleicht hatten die Angebeteten ja gar nicht so einen untadeligen Körper, vielleicht war ihr Gesicht gar nicht so vollkommen und symmetrisch?
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt ein Sprichwort, und wenn ich einen Menschen mit Liebe betrachte, dann sehe ich ihn in ganz anderem Licht, dann messe ich ihn nicht an bestimmten Kriterien, dann sehe ich seine ganze Gestalt, sein Wesen. Dann betrachte ich auch seine Schwächen liebevoll und erfreue mich an dem, was ihn besonders macht: seine schönen Augen, seine Art sich zu bewegen, seine Stimme. „Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet“. Auch sich selbst ein bisschen liebevoller zu betrachten, das möchte ich denjenigen raten, die mit ihrem Äußeren allzu kritisch umgehen.

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Erstellt am: 29.09.2014 14:23 Uhr

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