Heftiger, verehrte Hörerinnen und Hörer, könnte der Kontrast kaum sein: gestern selige Weihnachtsstimmung, heute der erste Trauerfall; gestern Geburtstagsfeier, heute Mord und Totschlag. Von Anfang an soll klar sein: Christ werden ist nicht nur eine schöne Stimmung, sondern das hat Konsequenzen. Der unbekannte Judenchrist namens Stephanus, den wir heute feiern, war kein angepasster Mitläufer. Er war so widerständig, dass aufgebrachte Landleute ihn schließlich aus dem Weg schafften und steinigten.
Zusammen mit anderen war er für die armen Schlucker in der Jerusalemer Gemeinde zuständig, so jedenfalls erzählt der Evangelist Lukas. Als erster wird er genannt unter den sieben Sozialarbeitern und Diakonen, zuständig für Armenfürsorge und Sozialpflege. Eine wichtige Aufgabe. Der Überlieferung nach ist er der erste Märtyrer im Christentum.
Von Anfang an also soll also klar sein: dieser Jesus von Nazareth, dessen Geburtstag gestern gefeiert wurde, ist ein Anstiftertyp. Wer ihm folgt, gerät in Konflikte – nicht aus Streitsucht und schon gar nicht aus Leidverliebtheit. Aber die Verhältnisse jenseits von Eden, sie sind eben so! Dass es diesen Stephanus schließlich gewaltsam das Leben kostet, hat Gründe. Futterneid, Machtspielchen, die Angst, zu kurz zu kommen, Rechthaberei – all das Übliche war im Spiel. Vor allem aber der Streit um Gott und seine Lebensordnung. Ist er ein Gott aller Menschen oder gehört er nur einem Volk, nur einer Religion, nur bestimmten Auserwählten? Hier bezog Stephanus klar Position, so wie es sich für einen Christenmenschen gehört. Denn mit Jesus ist die Mauer gefallen; jedem Menschen gilt Gottes Fürsorge, sie alle sind nun Schwestern und Brüder Jesu. Davon haben speziell Diakone Zeugnis zu geben, Menschen im Dienst für andere. Erstaunlich und erfreulich ist es, dass dieser Stephanus sich von seinem Weg nicht abbringen ließ. Klar gepolt auf Jesus allein, geht er ihm nach und tut, wozu ihn Berufung und Gewissen verpflichten. Lukas malt ihn als den beispielhaften Nachfolger Jesu schlechthin. Stephanus sieht den Himmel offen, und Jesus schon am Ziel, auf dem Ehrenplatz zur Rechten Gottes. Ihm nachfolgend, bittet auch Stephanus um Vergebung für die, die ihn steinigen.
Solche Menschen sind auch heute wichtiger denn je; Menschen mit Position und Engagement – auf der Spur des Diakons aus Bethlehem, entschieden und doch so flexibel, dass sie vergeben können und die Ursachenkette, die sogenannten Sachzwänge, durchbrechen. Gerade junge und suchende Menschen wissen solche Konsequenz zu schätzen. Gefragt sind Erwachsene, die – weihnachtlich gestimmt und österlich gepolt – einstehen für die Wahrheit des Glaubens, für diakonische Selbstlosigkeit und Solidarität – im Hier und Heute.
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Erstellt am: 23.12.2013 14:08 Uhr