Das hat mich aufgebaut – so sagen wir wohl mal, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn wir nach einer Begegnung mit einem aufmerksamen Gesprächspartner wieder einige Dinge ordnen konnten, die bei uns im Argen gelegen hatten. Und das passiert ja, dass etwas kaputt gehen kann in uns und auch um uns herum. Ja, da können gelegentlich sogar ganze Völker und Landstriche niedergerissen und verwüstet werden, die Geschichte und die Gegenwart sind voll davon. Das Losungswort für den heutigen Tag nimmt solche oder ähnliche Gedanken auf. Es ist erneut ein Prophetenwort aus dem AT. Hesekiel heißt er und in seinen Visionen geht es häufig um die Heilung des Kaputten, das Aufbauen von Niedergerissenem. So lässt er Gott zu seinem Volk Israel sagen: Die Nationen, die dann rings um euch übrig geblieben sind, werden erkennen, dass ich, der Herr, aufgebaut habe, was niedergerissen war, bepflanzt habe, was verwüstet war. Ach ja, dieser Landstrich dort am östlichen Mittelmeer, war schon immer ein äußerst umkämpfter und umstrittener Raum und ist es bis zum heutigen Tag geblieben.
Immer wieder als Spielball der Mächte erobert und zerstört, von anderen wieder aufgebaut in mühsamer Arbeit. Manchmal auch mit brutaler Gewalt besetzt und besiedelt. Früher wie heute, oft unverständlich, immer aber umstritten. Was ist der Wille Gottes? So fragen die Propheten. Erbitten Klarheit von ihm und deuten ihn für die Zeit, in der sie leben, gelegentlich auch als Vorausschau für die Zukunft. Gott will, dass das Zerstörte wieder aufgebaut und das zur Wüstenei gewordene kultiviert wird. Lebensgrundlagen für die Bewohner sollen geschaffen werden – das ist sein Wille. Und die Nationen rings umher sollen das erkennen und begreifen. Gelegentlich ist das geschehen. Zur Zeit des Propheten gab es zumindest ansatzweise gute Anfänge. Meist haben die Blütezeiten nicht lange gedauert. Die Menschen fielen wieder über einander her mit Zerstörung und Verwüstung. Wann werden sie endlich klug?
Der Prophet gibt seine Vision nicht auf. Sie wird genährt vom Glauben an einen aufbauenden und – lassen sie es mich einmal so sagen – kultivierten Gott. Ob solch ein visionärer Glaube auch heute noch trägt, angesichts so vieler Verwüstung und Zerstörung im Nahen Osten und anderswo? Ich möchte diese Frage heute mal im Raume stehen lassen. Eines weiß ich aber: Ohne Hoffnung bleibt nur noch Resignation und Fatalismus. Damit möchte ich mich aber nicht zufrieden geben.
Johann Weingärtner, evang. Pfr. In Puerto de la Cruz
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Erstellt am: 21.01.2014 11:37 Uhr