Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Samstag, 24.12.2011:
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Endlich Heilig Abend – endlich Weihnachten! Es wird sicher heute einige Menschen geben, denen dieser Stoßseufzer über die Lippen kommt. Verkäuferinnen und Verkäufer, die sich bis in die letzten Tage und Stunden um die Wünsche der Kunden gekümmert haben, werden erleichtert sein, das Weihnachtsgeschäft hinter sich gebracht zu haben. Mütter und Väter werden aufatmen, wenn die letzten Besorgungen und Vorbereitungen endlich erledigt sind und das Fest in der Familie beginnen kann. Kinder und Jugendliche werden froh sein, nach dem ganzen Schulstress den Heiligen Abend und die schulfreien Tage jetzt genießen zu können.
Endlich Heilig Abend – endlich Weihnachten! Aber wie die Erfahrung zeigt: es ist nach wochenlanger Anspannung gar nicht so einfach, von jetzt auf gleich zu entspannen. Der Mensch ist nun einmal keine Maschine, der auf Knopfdruck von Trubel auf Besinnlichkeit umschalten kann. Doch es gibt – Gott sei Dank – einige Möglichkeiten, zu entspannen und in Weihnachtsstimmung zu kommen: Z.B. bei Kerzenschein und schöner Musik in Ruhe ein Buch zu lesen. Oder mit lieben Menschen an einer festlich gedeckten Tafel zu sitzen und erlesene Speisen zu sich zu nehmen. Da können Lasten abfallen und sich die Spannungen der letzten Tage lösen. Für viele ist auch der Besuch der Weihnachtsgottesdienste – ob nun am heutigen Heiligen Abend, morgen am ersten Weihnachtstag oder auch am Stefanstag eine Möglichkeit, nach dem Trubel der letzten Tage wieder Mensch zu werden. Denn das ist ja die Botschaft der Weihnacht: Gott ist Mensch geworden, damit auch wir Menschen Menschen werden. Natürlich sind wir schon Menschen – spätestens seit unserer Geburt. Aber aus Fleisch und Blut zu sein und auf zwei Beinen zu gehen, das reicht allein noch nicht aus, um wirklich Mensch zu sein. Nicht zu Unrecht sagen wir: „Ich bin kein Mensch mehr!“, wenn uns Termine von Ort zu Ort hetzen, wenn wir unseren Aufgaben hinterher hecheln und doch das Gefühl haben, immer zu langsam zu sein. Wenn wir glauben, nur noch zu funktionieren und uns wie der berühmte Hamster im Rad vorkommen, tut es gut, von außen einen Anstoß zu bekommen, der uns unser Menschsein neu entdecken lernt. In den Weihnachtsgottesdiensten wird heute an die Menschwerdung Gottes erinnert. Gott hat als Mensch gelebt und all das erlebt, was auch wir Menschen erleben. Er hat uns in Jesus vorgemacht, was Menschsein, was Menschlichkeit wirklich ausmacht: sich nicht von äußeren Zwängen fremd bestimmen zu lassen, sondern sich getragen fühlen von der Liebe Gottes.
Ihnen allen, liebe Hörerinnen und Hörer, einen zufriedenen und sie froh stimmenden Heiligen Abend und ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest!
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Erstellt am: 24.12.2011 00:45 Uhr