in der Bibel werden seelisch-geistige Prozesse mit Bildern aus der Natur veranschaulicht. Vorgänge, die das Wachsen und Reifen anschaulich machen, können uns helfen, Schweres im Leben zu bejahen und anzunehmen.
Daran werden wir in den Tagen vor Ostern in besonderer Weise erinnert. Im Wochenspruch aus Johannes 12, der uns diese Woche begleitet hat, greift Jesus auf das Bild vom Weizenkorn zurück, um damit auf sein bevorstehendes Sterben hinzuweisen.
„Wahrlich ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“
In diesem Wort scheint bereits im Dunkel des Sterbens das Licht von Ostern auf. Jedenfalls sieht Jesus seinen bevorstehenden Tod nicht als das Ende, sondern als Vollendung seines irdischen Lebens.
Nicht die abgeernteten Stoppelfelder rücken in das Blickfeld, sondern die vollen Scheunen der Weizengarben. Bevor ein Weizenkorn zur Frucht heranreift, ist es erforderlich, dass es in die Erde gesät wird und keimt. Jesus nennt das Aufbrechen der Schale sterben. Aber nur so kann das Weizenkorn zur Ähre heranreifen. Auch Schweres, auch Krisen, gehören zum Leben, um wachsen und reifen zu können.
Leben vollzieht sich in Veränderungen und ist immer mit Loslassen und Neuwerden verbunden. Wolfgang von Goethe hat dies so ausgedrückt: „Und solang du dies noch nicht hast, dieses Stirb und Werde, bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde.“ Und wenn Jesus dem Wort vom Weizenkorn hinzufügt: „Wo ich bin, da soll auch mein Jünger sein“ – dann sind auch wir eingeladen, unsere Weizenkornexistenz anzunehmen und zu bejahen.
Ich möchte mit einer Gedichtstrophe schließen, die uns ermutigt, Veränderungen im Leben anzunehmen, um auf innerem Wege zu wachsen und zu reifen.
Es handelt vom Winterweizen und lautet: „Es wächst viel Brot in der Winternacht, weil unter dem Schnee frisch grünet die Saat. Erst wenn im Lenze die Sonne lacht, spürst du, was Gutes der Winter dir tat.
Und deucht die Welt dir öd und leer und sind die Tage dir rau und schwer, sei still und habe des Wandels acht. Es wächst viel Brot in der Winternacht.“
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Erstellt am: 24.03.2012 20:06 Uhr
