Zündfunke, 23.08.13

Niemand von uns erlebt seine eigene Beerdigung. Das gibt es nur in skurrilen Romanen oder entsprechenden Filmen. Man muss schon James Bond oder sonst eine Science- Fiction-Figur sein, um beim eigenen Begräbnis dabei zu sein. Und doch kann die eigene Beerdigung ein wichtiger Teil des ganz persönlichen Abschieds sein. Wer den Mitmenschen, das heißt den Nachkommen oder Hinterbliebenen einen letzten Gruß überlassen will, kann darüber frühzeitig Überlegungen anstellen.
So zum Bespiel wie eine 84 jährige, äußerst rüstige und aktive Frau, die sich sehr wohl überlegt hat, wie dieses Abschiedsfest zu gestalten ist. Folgendermaßen hat sie es schriftlich hinterlegt: Bei meinem Begräbnis bitte ich darum, dass folgendes Lied gesungen wird: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau’ ich und fürcht’ mich nicht.“ Dazu gibt es noch den Hinweis, es drei Mal zu wiederholen. Eine andere Anweisung dieser Frau lautet: Bei meinem Begräbnis bitte folgenden Text aus meinem Gebetbuch lesen: „Du kennst mich, mein Gott“ beginnt das Gebet und es beschreibt unsere Lebensbedingungen: vieles strömt auf uns herein. Dann fällt es schwer, den Überblick zu haben. Die Beterin vertraut darauf, dass Gott trotzdem uns begleitet und seine Hand schützend über uns hält. „Du bist bei mir, seit ich geworden bin.“ Das Gebet enthält Gesellschaftskritik und Selbstreflexion: „… ich will den Dingen dieser Welt nicht erliegen. Wenn ich mich selbst nicht mehr erkennen kann, rufe mich bei meinem Namen … Gib mir eine innere Haltung, die mich in dieser Zeit so trägt, dass ich zuversichtlich bleiben kann. Schenke mir ein gesundes Selbstvertrauen, aber bewahre mich davor, überheblich zu sein. …“ Und das Gebet endet: „Es ist gut, dass ich mit dir rechnen darf. Du stehst schützend neben mir. Du bist meine Zuversicht.“
Auf die Todesanzeige dieser quicklebendigen Beterin soll ein Zitat aus dem Buch Hiob: «Mein Leben darf das Licht schauen». Darin verdichtet sich die ganze Lebenserfahrung, vermute ich, aus Dankbarkeit, Neugierde und Zuversicht. Eine letzte Anweisung lautet, sofern möglich, am Schluss der Beerdigung den meditativen Tanz zu tanzen „In Gott bin ich geborgen“. Sie ist überzeugt: „Tanzen fördert einen klaren Geist und eine beschwingte Seele.“ Stellen Sie sich das einmal vor: eine tanzende Trauergemeinde. Letzte Schritte als Tanz. Ich beneide diese alte Dame um die Leichtigkeit, mit der sie ihren letzten Abschied vorbereitet.

Infos unter: http://www.katholische-gemeinde-teneriffa.de/

Erstellt am: 26.08.2013 14:47 Uhr

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