Zündfunke, 23.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Generationen vor mir sind noch mit Aussagen konfrontiert worden, die da lauteten: „Stell nicht so dumme Fragen!“ Dies bekamen Kinder meist dann als Antwort auf eine Frage, auf die die Erwachsenen ebenfalls keine Antwort hatten, und dies nicht zugeben wollten oder konnten. Nicht erst seit der Sesamstraße und dem allseits bekannten Satz: „Wer nicht fragt bleibt dumm“, ist mir klar, dass es „dumme“ Fragen überhaupt nicht geben kann. Deshalb konnten mich meine Kinder immer alles fragen, und auf vieles konnte auch ich nicht sofort eine Antwort geben. Deshalb haben wir oft gemeinsam nachgeschaut. Und heute ist das ja wirklich keine große Aktion mehr. Denn – Google sei Dank und Smartphone– geht das mit ein paar wenigen Handgriffen – und man ist immer auf dem neuesten Stand. Allerdings ist das so eine Sache mit dem offenen Umgehen von etwas „Nicht-Wissen“. Kinder tun sich da leichter. Sie geben zu, wenn sie etwas nicht wissen – und fragen nach. Den Erwachsenen fällt das weitaus schwerer. Sie wollen sich nicht blamieren, sie wollen nicht zugeben, dass sie sich nicht in allem gut auskennen. Also stellen sie schon gar keine Frage mehr, denn die anderen könnten das ja bereits wissen, und so – ist man schon wieder blamiert. Das Risiko aber muss man eingehen. Ich bin mir sicher: Wenn wir öfter „dumme“ Fragen gestellt hätten, wären wir klüger geworden. Im Berufsleben ist es noch schwieriger: Wenn ich da zugebe, dass ich etwas nicht weiß oder nicht bewältige, werde ich vielleicht von meinen Kollegen nicht mehr ernst genommen und ich kann mich nicht mehr durchsetzen. Mancher hat vielleicht sogar Angst um seinen Arbeitsplatz. Er muss zeigen, dass er besser ist als die anderen. Da kann man sich keinen Gesichtsverlust erlauben. In bestimmten Situationen ist es sicher klug, Wissenslücken zu verbergen. Aber dabei gehen auch Chancen verloren: Wenn man sich Fragen erlauben würde, könnte man noch etwas dazu lernen. Kollegen könnten sich gegenseitig ergänzen und weiterhelfen. Dadurch wäre das Arbeitsklima durchaus etwas entspannter. Und dann könnten hinter den vorgetäuschten Fähigkeiten die wirklichen Fähigkeiten tatsächlich zum Vorschein kommen.

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Erstellt am: 24.06.2014 10:36 Uhr

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