Zündfunke, 23.01.14

Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für und für – so lautet das Losungswort für den heutigen Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Das klingt sehr problematisch. Werden doch manche von uns, die zur älteren Generation gehören, an das tausendjährige Reich erinnert, das ein gewaltbereiter und blutrünstiger Despot auf deutschen Boden entstehen lassen wollte. Es hat – Gott sei Dank – nur 12 schreckliche Jahre gedauert.
Der Beter des 145. Psalms, aus dem unsere Losung für heute stammt, hat da einen ganz anderen Herrscher vor Augen. Er nennt ihn zwar Herrscher, ein Begriff, der uns heute eher unangenehm in den Ohren klingt. Aber wenn wir dann in den Psalm hineinsehen und uns die Herrschaftsinstrumente vor Augen führen, dann ändert sich der Klang und auch das Herrscherbild radikal. Die entscheidenden Kennzeichen der Herrschaft sind in dem zentralen Vers des Psalms zu finden: Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.
Barmherzig – ein warmes Herz haben, vor allem für die, denen es am Nötigsten fehlt und zwar materiell wie auch emotional. Ganzheitliche Zuwendung, das ist Barmherzigkeit.
Gnade – vorbehaltlose Annahme des anderen mit seinen Stärken und Schwächen, seinen Fehlern auch seiner Schuld. Bereit sein zur Vergebung und Versöhnung ohne die Frage: Was hab ich davon oder was krieg ich dafür.
Geduld – nicht die Flinte ins Korn werfen, oder die anderen aufgeben. Warten können, ob das Gute Früchte trägt und nicht bei Misserfolgen scheitern, sondern weiter machen mit Barmherzigkeit und Gnade.
Große Güte – du meine Güte. Wer kann die schon aufbringen und durchhalten. Er, der im Psalm der Herrscher genannt wird, kann es und tut es. Über viele Zeiten und Krisen hinweg. Diese Güte ist gekennzeichnet dadurch, das sie Gutes austeilt und das nicht zu knapp.
Welch eine Größe zeigen diese Herrschaftsinstrumente. Übrigens, ich habe sie in meinem Christenleben immer wieder erlebt. Ich bin dankbar dafür. Manchmal und immer wieder von Gott selbst. Aber auch von Menschen, die wohl in seinem Auftrag meinen Weg begleitet haben.
Eine Frage am Schluss: Von wem möchte ich mich eigentlich beherrschen lassen? Von anderen, die nur etwas von mir wollen oder von mir selbst mit meinen oft so unkalkulierbaren Wünschen und Begierden?
Dann doch lieber von einem barmherzigen, gnädigen, geduldigen und von Güte überfließendem Gott.
Johann Weingärtner, evang.Pfarrer in Puerto de la Cruz

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Erstellt am: 21.01.2014 11:28 Uhr

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