Liebe Hörerinnen und Hörer,
welche Bedeutung kann ein Volk auf dieser Erde haben? Das eine ist gekennzeichnet durch eine besonders interessante Kultur. Ein anderes durch seine große Wirtschaftskraft. Wieder andere Völker leben in Gegenden, die einen ganz besonderen Reiz haben und deshalb das Ziel vieler Besucher sind.
Es gibt Völker, die halten sich für ganz besonders ausgewählt. Eines nennt sein Land: God`s own country. Gottes eigenes Land. So verstehen sich die Amerikaner heute noch vielfach.
Das Losungswort für den heutigen Tag entstammt wieder dem AT, dem Samuelbuch: Es hat dem Herrn gefallen, euch zu seinem Volk zu machen. So sagt der weise Samuel beim Abschied von seinem Amt als Richter zu seinem Volk Israel. Und damit meint er nicht: Nun seid mal ordentlich stolz auf euch, ihr seid etwas ganz besonderes. Nein, er erinnert seine Mitbürger zunächst einmal an manche falschen Entscheidungen und Verhaltensweisen, die eher ins Unheil als in eine glückliche und erfolgreiche Zukunft geführt hatten. Und da hat er ihnen so manches vor Augen zu führen.
Und dann kommt als Ermahnung und Ermutigung zugleich dieses Losungswort: Es hat – und ich möchte hinzufügen – trotzdem Gott gefallen, euch zu seinem Volk zu machen. Das Volk Israel in seiner Geschichte ist einerseits immer wieder in Gefahr gewesen, daraus besondere Rechte abzuleiten. Es ist aber auch immer wieder verfolgt worden, weil es eine besondere Beziehung zu Gott hatte und hat, die anderen so nicht ins politische Geschäft passten oder passen
Mir stellt sich auf dem Hintergrund dieses Losungswortes die Frage: Wem gehören die Völker, auch unser Volk, eigentlich? Hier auf Teneriffa und daheim in Deutschland? Und wem gehöre ich? Wem fühle ich mich zugehörig?
Gehören wir den Herren der Märkte? Gehören wir den Parteien, die sich um Macht und Einfluss bei uns oft genug in die Haare kriegen? Gehören zu uns, die deutsches Blut in den Adern haben – was ist das eigentlich – und die anderen nicht?
Jede und jeder von uns, mag sich für sich selbst und sein Volk fragen. Es tut gut, dieser Frage nicht auszuweichen.
Hier auf Teneriffa mache ich wieder eine neue Erfahrung mit dem grenzüberschreitenden Volk Gottes. Am Sylvesternachmittag haben wir als ökumenische Gemeinde einen großen Gottesdienst in der überfüllten spanischen katholischen Hauptkirche in Puerto de la Cruz gefeiert. Und am Freitag, den 24 Januar, feiern wir um 19.00 interkonfessionell und international einen Gebetsgottesdienst für die Einheit der Christen in der Kirche San Francisco in Puerto de la Cruz. Ein grenzüberschreitendes Volk Gottes, das ihm selbst gehört, das wäre meine Vision und ein Stück davon ist hier auf der Insel Wirklichkeit.
Johann Weingärtner, Evang. Pfarrer in Puerto de la Cruz
Infos unter:
Erstellt am: 21.01.2014 11:26 Uhr