Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Jakob, der Stadtschreiber aus Bethlehem ist etwas durcheinander. Zu viel an neuen, unglaublichen Geschichten stürzen da auf ihn ein: Räuber, die sich selber stellen, und etwas von einem Engel erzählen. Aber da stand plötzlich auch noch ein Hirte aus der Zuschauermenge auf und trat nach vorne.
Er bestätigte die Aussage der beiden. Und er erzählte, dass auch sie das Kind in dem Stall gesehen hätten. Er wollte noch weiter ausholen, aber plötzlich ging ein ehrfürchtiges Raunen durch die Menge. Alle Zuschauer standen auf. Drei vornehme Männer in edlen Gewändern waren in den Saal getreten; einer von ihnen war ein Schwarzer. Höflich blieben sie vor dem Richter stehen und verbeugten sich. Sie stellten sich als Kaspar, Melchior und Balthasar vor und entschuldigten sich zuerst einmal für die Störung der Verhandlung. Dann berichteten sie, dass sie aus einem fernen Lande kommen, und schon viele Wochen unterwegs sind, da sie einen bemerkenswerten Stern am Himmel entdeckt hätten, und diesem gefolgt seien. Nachforschungen in den alten Schriften hätten ergeben, dass ein solcher Stern die Geburt eines bedeutenden, einzigartigen Königs anzeige. Sie berichteten, dass sie bereits bei König Herodes waren, er ihnen aber auch nicht weiterhelfen konnte. Nun wollten sie den Bürgermeister dieser Stadt fragen, ob er etwas von dem neuen König weiß.
Unser Bürgermeister trat aus der ersten Reihe der Zuschauerbühne nach vorne verneigte sich tief vor den Herrschaften und begrüßte sie, nicht ohne Stolz. Aber auch er konnte ihnen nicht weiterhelfen. Da mischte sich plötzlich der Hirte ein, der sich schon wenige Minuten zuvor unaufgefordert das Recht zu sprechen herausgenommen hatte. Und er und die beiden Räuber behaupteten nun, dass es genau dieses Kind sei, von dem sie gesprochen hätten, welches die drei vornehmen Männer suchen.
Der Richter bemerkte, dass eine solch außergewöhnliche Situation – außergewöhnliche Maßnahmen erfordert und unterbrach die Verhandlung forderte den Hirten und die zwei Räuber auf, allen den Stall und dieses ungewöhnliche Kind zu zeigen.
So kam es, dass eine merkwürdige Prozession vom Rathaus aus zu einem kleinen armseligen Stall am Rande der Stadt führte. Vorneweg liefen die beiden Räuber und der Hirte. Ihnen folgten die drei vornehmen Fremden, der Bürgermeister, der Richter mit den Angeklagten und 2 Polizisten, die Geschworenen und meine Wenigkeit. Mit gebührendem Abstand schlossen sich die Zuschauer der Gerichtsverhandlung an.
Eine halbe Stunde später standen wir tatsächlich vor einem kleinen Stall. Natürlich war kein Platz für alle. Ich konnte nur mit Mühe durch die offene kleine Tür das Geschehen beobachten. Und was ich da zu sehen bekam, war fast nicht zu fassen. Aber davon morgen mehr!“
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Erstellt am: 22.12.2013 13:13 Uhr