Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder!
Es droht mehr als nur eine peinliche Szene zu werden: Da ist gerade Mal das halbe Hochzeitsfest gelaufen – und schon ist der Wein alle. Ja, Sie haben richtig gehört. Mitten im Fest gibt es keinen Wein mehr. Um Gottes Willen, was wird das denn für eine Ehe, wenn’s schon am ersten Tag nicht mal für alle reicht!? Nicht nur für das Brautpaar selbst ein Unglückszeichen erster Güte; mindestens so schlimm, als würde sich die Freundin der Braut versuchsweise den Trauring anstecken oder den Bräutigam umgarnen; schließlich wird sie nie einen solchen Mann bekommen… – Und jetzt also: Der Wein zu Ende. Wie unhöflich die zu ihren Gästen sind. Oder wenigstens: Ein ganz miserabler Partyservice… Und überhaupt: Wenn’s schon so anfängt, dann werden die beiden wohl nicht allzu lange zusammenbleiben.
Sie haben es wahrscheinlich schon geahnt – die Szene stammt aus der Bibel. Und Sie wissen deshalb wahrscheinlich auch: das Brautpaar damals hat Glück. Jesus aus Nazareth ist einer von ihren Gästen; und der sorgt dafür, dass da Wasser zu Wein wird. Sogar besserer Wein als zuvor; und vor allem: genug für alle. Ein Wunder halt – wie immer man zu den biblischen Wundern auch stehen mag. Manche glauben ja nicht mehr an so was. Aber welche Ehe kommt schon ganz ohne Wunder aus?
Das erste Wunder ist für mich: dass sich da überhaupt zwei Menschen finden unter den vielen Millionen, ja Milliarden. Und dann: Dass sie wirklich den Mut haben, sich aufeinander einzulassen, total, mit Leib und Seele. Übrigens nicht nur still und heimlich, sondern öffentlich. Und was so alle gesehen haben und bezeugen können, das kann man nicht so leicht wieder ungeschehen machen. Deshalb ist jeder weitere Tag wieder ein Wunder: Wenigstens jeder Tag, an dem die beiden zusammen bleiben, statt auseinander zu gehen. Wo einerseits die Frau und der Mann natürlich ihr eigenes Leben leben, ganz ohne Frage – aber eben immer auch so, dass sie aufeinander zu leben. Mitunter kann das ganz schön schwierig sein. Wie viele Jahre solcher Wundererfahrung besitzen Sie? Erst ein paar Monate, ein paar Jahre oder gar schon Jahrzehnte? Egal, wie viele es auch sein mögen: Es ist ein Wunder – dies jeden Tag neu zu erleben. Das sollten Sie und ich nie vergessen. Und da beginnt man dann doch vielleicht an das Wunder mit dem Wasser zu glauben; jenem Wasser, das zu Wein geworden ist. Und wenn Sie heute Hochzeitstag haben und ihn nicht vergessen, dann ist das vielleicht auch schon wieder ein Wunder…
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Erstellt am: 21.10.2013 20:23 Uhr