Einen guten Tag wünsche ich Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer. Wie wird ein Tag gut? Oder wie geht es mit mir gut an diesem Tag? Mancher denkt vielleicht, dass es ein guter Tag werden könnte, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt würden. Wenn das Geld ein wenig reichhaltiger vorhanden wäre, oder wenn mir etwas mehr Anerkennung entgegengebracht würde. Zu einem guten Tag, da fehlt eventuell das eine oder andere.
Aber was macht einen Tag oder das ganze Leben gut? Matthias Claudius konnte sich damit begnügen, dankbar für sein menschliches Antlitz zu sein, so haben wir vorgestern gehört. In dem am Donnerstag zitierten Gedicht gibt es einen weiteren Vers, der mich im Blick auf die genannte Problemstellung sehr nachdenklich gemacht hat:
Ich danke Gott mit Saitenspiel,
Daß ich kein König worden;
Ich wär geschmeichelt worden viel
Und wär vielleicht verdorben.
Nun, man muss ja nicht gleich den Wunsch haben, ein König zu sein. Es reichte ja auch einige Stufen niedriger, auch jeden Fall aber bitte ein paar Stufen die Leiter hinauf, als wie der jetzige Standort ist. Das dürfte es gerne schon mal sein. In den Märchen wird ja oft die Sehnsucht beschrieben, einmal König oder Königin, oder Prinz, Prinzessin sein. Und auf wunderbare Weise gelingt es ja auch, manchmal zumindest.
Wenn dies und jenes wäre, oder nicht mehr wäre; wenn ich das eine oder andere hätte, dann, ja dann könnten gute Tage anbrechen. Solche Wünsche können einen schon mal umtreiben und auch Versuche unternehmen lassen, das vermeintliche Glück mit allen möglichen Tricks herbeizwingen zu wollen.
Wie anders Matthias Claudius in seinem Gedichtvers. Ich zitiere ihn noch einmal:
Ich danke Gott mit Saitenspiel,
Daß ich kein König worden;
Ich wär geschmeichelt worden viel
Und wär vielleicht verdorben.
Glück und gute Tage hängen also nicht an Status und Vermögen. Beides kann sogar zum Schaden werden. Neid und Speichelleckerei ausgesetzt zu sein ist auch nicht gerade eine Freude. Und manches, was wir haben und besitzen können, kann uns sogar zum Schaden gereichen. Nein, nicht Status und Besitz sind Garanten für Glück und gute Tage. Matthias Claudius rät uns, über folgendes nachzudenken.
Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht, Hat mancherlei Gefahren,
Und vielen hat’s das Herz verdreht,
Die weiland wacker waren.
Und all das Geld und all das Gut
Gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
Kann’s aber doch nicht machen.
Also, liebe Hörerinnen und Hörer: Gute Tage und Zeiten wachsen eher aus der Dankbarkeit dafür, dass wir so sind, wie wir nun mal sind. In diesem Sinne noch einmal: Einen guten Tag.
Johann Weingärtner, evangelischer Pfarrer in Puerto de la Cruz
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Erstellt am: 18.06.2014 17:28 Uhr