Zündfunke, 20.3.12

Es gibt Situationen im Leben, die schwierig zu bewältigen sind und in denen wir nicht wissen, wie wir reagieren sollen. Das können Übergange in neue Lebensphasen sein. Ich denke beispielsweise an den Übergang vom aktiven Dienst in den Ruhestand. Frühere wichtige Lebensinhalte fallen weg und neue sind noch nicht in Sicht.
Ähnliches erleben wir in Krisen, die ungewollt über uns hereinbrechen und unser bisheriges Leben total auf den Kopf stellen, sei es eine unheilbare Krankheit oder der Tod eines nahestehenden Menschen.

Es gibt kein Rezept, wie wir mit solchen Situationen umgehen können. Hier muss jede und jeder seinen Weg finden, die zu seiner Person und zu seiner Situation passt.. Eine Hilfe ist, dass wir wieder lernen, auf die intuitive Stimme zu hören, die wir in uns haben. Ich meine das Gewissen, das Viktor Frankl treffend beschrieben hat mit den Worten: „Das Gewissen ist die intuitive Fähigkeit, den einmaligen und einzigartigen Sinn, der in der jeder Situation verborgen ist, aufzuspüren.“  
Ich weiß, dass dies mitunter sehr schwer sein kann, zumal es Widerfahrnisse im Leben gibt, wo wir zwischen Sinn und Sinnlosigkeit hin und her schwanken. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Gebetsstrophe hinweisen, die manche kennen und die einen Weg aufzeigt, um unsere Antwort auf die Herausforderung des Lebens zu finden. Dieses Gebet, das Ötinger zugeschrieben wird, heißt:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern;
den Mut, Dinge zu verändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
Hier wird mit einfachen Worten nach neuen Antworten gesucht, um unabänderliche Situationen anzunehmen. Das Gebet ermutigt uns, unser Leben mit seinen Veränderungen in einem größeren Zusammenhang, in Gott zu sehen und von ihm eine neue Sichtweise zu erbitten. Dazu gehört, dass wir das Unabwendbare annehmen und unseren Teil beitragen, um neu mit veränderten Lebensbedingungen zu leben.
Ich schließe mit einem Gedicht von Julius Storm:
„Über Nacht, über Nacht kommen Freud und Leid,
und eh` du`s gedacht, verlassen dich beid`
und gehen, dem Herrn zu sagen, wie du sie getragen.“

Helmut Müller,  Pfarrer der evangelischen  Gemeinde Teneriffa Nord

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Erstellt am: 20.03.2012 18:15 Uhr

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