Zündfunke, 20.12.13

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Unsere beiden Räuber suchten also nun Arbeit in Bethlehem, nachdem Ihre Räubereien durch das neugeborene Jesuskind unterbrochen worden waren und ihre Herzen sich gewandelt hatten. Aber so viel sie auch suchten, keiner wollte sie einstellen. Als sie sich wieder einmal auf dem Marktplatz trafen, um sich gegenseitig Mut zuzusprechen, die Hoffnung doch noch nicht aufzugeben, belauschten sie ein Gespräch, das für sie von großer Bedeutung war: Zwei Frauen unterhielten sich über eine in der kommenden Woche stattfindende Gerichtsverhandlung gegen ein fremdes Ehepaar, das einen Fremden niedergeschlagen und ihn beraubt zu haben schien. Sie bemerkten schnell, was Sache war, dass die angeklagten Eheleute zu Unrecht verurteilt werden würden, und rätselten darüber, was für sie nun zu tun sei. Das war sicherlich keine leichte Entscheidung. Schließlich drohte ihnen der Tod. Andererseits aber mussten womöglich zwei unschuldige Menschen ihretwegen sterben. Immer wieder mussten sie an jene Nacht denken, an die Hirten und ihre Engelserscheinung, an den hell leuchtenden Stern und vor allem an ihr Erlebnis im Stall. Hatten sie nicht deutlich gespürt, wie dieses Kind ihr Leben veränderte? Konnten sie mit ihrer Schuld weiterleben, ja mit einer noch größeren Schuld, wenn sie zuließen, dass zwei Menschen ihretwegen zum Tode verurteilt wurden? Andererseits hatten sie Angst, große Angst. Aber wurde ihr Entschluss, ihr Leben zu ändern, nicht sinnlos, wenn sie nun sterben mussten?
Tagsüber lenkten sie sich durch die Arbeitssuche ab. Die Nächte verbrachten sie auf der Straße. Sie redeten und redeten, weil sie nicht schlafen konnten. Endlich, am Tag der Verhandlung hatten sie ihren Entschluss gefasst.
Natürlich saß ich, der Stadtschreiber von Bethlehem, mit am Verhandlungstisch und musste Protokoll schreiben. Mir war klar, wie die Verhandlung ausgehen würde. Die Sache war ja so eindeutig. Das Ehepaar war schuld. Schließlich hatte die Polizei die beiden mit dem Koffer in der Hand ertappt. Der Gerichtssaal war gerammelt voll mit Neugierigen. Seit zwei Wochen war der Überfall Stadtgespräch und kaum ein Bewohner Bethlehems wollte sich den Urteilsspruch entgehen lassen.
Die Vernehmung nahm also ihren gewohnten Gang. Der Überfallene bestätigte, dass der Koffer der seinige sei, und berichtete von dem Überfall. Die beiden Beschuldigten aber, Simon und seine Frau Rahab beteuerten immer aufs Neue ihre Unschuld.
Plötzlich sprangen zwei Männer auf der Zuschauertribüne auf und liefen nach vorne. Für alle hörbar gaben sie zu verstehen, dass sie es gewesen waren, die den Mann überfallen und den Koffer gestohlen hatten. Auf die Frage des Richters, warum sie erst jetzt damit herausrücken, gab einer der beiden als Antwort: „Weil uns ein Engel erschienen ist.“ Und sie berichteten wild durcheinander von dem Geschehen draußen im Stall.“

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Erstellt am: 22.12.2013 13:11 Uhr

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