Zündfunke, 20.04.14

Frohe und gesegnete Ostern, liebe Hörerinnen und Hörer, das wünsche ich Ihnen. Hoffentlich sind Sie fröhlich aufgewacht. Und wenn nicht? Was nicht ist, kann ja noch werden.
Wir feiern heute das Leben. Das wieder gewonnene. Auferstehung! Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden – so begrüßen sich bei aufgehender Sonne am Ostermorgen insbesondere die Mitchristen der Orthodoxen Kirche. Aber auch wir können es tun, sollten es tun. Damit wird deutlich: Es hat etwas Neues begonnen. Wie gut. Neue Anfänge sind nötig aber auch möglich, ganz privat und individuell. Aber auch in unseren Gesellschaften und nicht zuletzt in der Kirche. Kann man das erfahren und sehen?
In seinem Osterspaziergang aus dem Faust beschreibt Goethe die von ihm beobachtete Situation am Ostermorgen so:
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Da steht zunächst einmal über allem die Auferstehung des Herrn. Christus lebt. Der Tod ist besiegt, auch wenn der Auferstandene die Merkmale seines Todes an Händen, Füßen und Seite an sich trägt. Oder gerade deshalb. Der Tod wird nicht verleugnet, aber er hat seinen Schrecken verloren. Er wird uns weiter am Ende des Lebens erwarten, aber er hat seinen Fluch eingebüßt, weil er uns nicht mehr von unserem Gott trennen kann. Das ist die Botschaft von Ostern. Und die kann nicht ohne Folgen bleiben. Ein Osterchoral sagt es so: Christus lebt, mit ihm auch ich.
Und da finde ich nun den durchaus religionskritischen Goethe ausgesprochen bedenkenswert. Wer an den Auferstandenen glaubt, der kann auferstehen, und das mitten Tag und in der Tagesordnung seines Lebens. Da ist die Rede von erdrückenden Dächern und Giebeln, schwierigen beruflichen Erfahrungen, der Enge von Straßen und Gassen, gelegentlich auch dunkel erscheinender Kirchen und Gemeinden. Da ist Auferstehung angesagt. Neubeginn. Wie geht das? Ostern bringt Licht. Das Dunkel darf uns nicht mehr gefangen nehmen. Hoffnung ist angesagt, denn das Leben siegt.
„Und es wird etwas ans Licht gebracht“. Und zwar all das, was uns verdunkeln will. Wir dürfen, ja, wir können es ablegen. Das Licht der Osterkerzen scheint in alle Finsternisse unseres Lebens hinein. Öffnen wir uns dafür. Heute am Osterfest, aber auch an jedem neuen Tag.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evang. Kirche Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:38 Uhr

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