Liebe Hörerinnen und Hörer,
wenn ich mich an meine Zeit bei der Bundeswehr erinnere, dann fällt mir das Wort Losung ein. Ein Losungswort wurde vor allem im Manöver gebraucht, und für jeden Tag wurde ein neues herausgegeben. Jeder, der das Manövercamp betreten wollte, musste das Losungswort kennen und auf Anruf sagen. Ein Losungswort garantierte freien Zugang. Man betrat damit geschützten Raum.
In einer ökumenisch gesinnten christliche Glaubensgemeinschaft, der Herrnhuter Brüdergemeinde, wird für jeden Tag eines Jahres eine Losung aus den unterschiedlichen Büchern der Bibel ausgewählt. Mit weiteren Ergänzungen, Liedtexten und kleinen Gebeten kommt dann das Losungsbüchlein in den Handel. Viele Christinnen und Christen nutzen es, um ein gutes Leitwort für jeden Tag zu finden. Eine Losung öffnet Türen. Türen zum Nachdenken über das Leben, den Glauben, mein Innerstes. Und manchmal öffnet ein solch kleines Wort auch eine Tür zum Verstehen dessen, was um mich her geschieht, zur Neuordnung der Dinge, die mir wichtig sind oder auch nicht. Es kann eine Tür öffnen zu Menschen, die um mich sind aber auch und gerade zu Gott.
In dieser Woche möchte ich mit Ihnen über das tägliche Losungswort nachdenken. An jedem Morgen ein neues. Das heutige heißt übrigens: Ich habe meinen Geist auf meinen Diener gelegt. Das Recht trägt er hinaus zu den Nationen. Es stammt aus dem Propheten Jesaja im AT, der ein Lied singt auf einen zu erwartenden Diener Gottes, der heilend in dieser Welt tätig sein soll. Frieden und Gerechtigkeit schreibt er auf seine Fahnen. Nicht nur im persönlichen Bereich, sondern weltweit. Ein Hoffnungswort. Aber es stellt auch infrage. Wer trägt heute Recht und Gerechtigkeit hinein in die Völkerwelt? Und wie bin ich mit meinem Verhalten daran beteiligt? Ich sehe viel Gewalt, die mit Waffenexporten unterstützt in die Welt hineingetragen wird. Das heutige Losungswort ermutigt mich zum Protest dagegen. Die Welt braucht nicht noch mehr Waffen, sondern Brot und Arbeit, Wasser und Frieden. Groß sind nicht jene, die sich mit Macht schmücken. Groß sind alle, die denen zu dienen bereit sind, die unter Ungerechtigkeit und mangelhaften Lebensgrundlagen leiden.
Treten wirt also ein für Gerechtigkeit und Frieden. Das Losungswort für den heutigen Tag, und damit Gott selbst, will es so.
Johann Weingärtner, Evang. Pfarrer in Puerto de la Cruz
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Erstellt am: 21.01.2014 11:21 Uhr