Zündfunke, 19.08.13

Liebe erkaltet, Erotik verblasst, man hat sich nichts mehr zu sagen. Nur selten gibt es wirklich Gelegenheiten zu lernen, wie Beziehungen auf Dauer gelingen können. In der Schule gibt es dafür kein Fach. Eltern sind nicht immer unbedingt ein gutes Beispiel. Wir lernen zwar, unter Freunden, in Vereinen, in der Schule, was es heißt, in einer Gemeinschaft zu leben und dort können wir auch ein angemessenes Sozialverhalten einüben. Aber wenn es um Zweierbeziehungen geht? Um mehr geht als nur Liebesabenteuer oder so genannte Lebensabschnittsgefährten? Wenn es um echte, dauerhafte Partnerschaft gehen soll? Dann sind viele Analphabeten, denn sie hatten nie die Chance es wirklich zu lernen. Denn auch Liebende verletzen sich; auch Partner fügen einander Schmerzen zu.
Eine ganz klassische Variante zerbrechender Beziehungen ist die nur noch nörgelnde Frau und der in sich schweigsame Mann. Das zu erleben tut weh. Bevor es zu spät ist, müssen beide lernen, ein solches Muster zu unterbrechen. Ich glaube, besonders wir Männer können noch einiges lernen, wenn es darum geht, Gefühle und Bedürfnisse an- und auszusprechen. Eheberatung oder Paartherapie können dabei helfen. Ich für meinen Teil habe gelernt, auch im Gebet meine Befindlichkeit zur Sprache zur bringen.
“Aus der Hand des geliebten Menschen empfangen wir immer beides: höchstes Glück und abgründigen Schmerz; denn niemand ist verletzbarer als der Liebende.“ So schreibt die Theologin und Eheberaterin Sabine Naegeli. Sie hat Gebete für dunkle Stunden aufgeschrieben. „Es ist natürlich, dem Schmerzlichen sich entziehen zu wollen“, doch dann können wir nicht den Reichtum entdecken, den der Schmerz verbirgt. Im Verzeihen, „im Überwinden des Gekränktseins, auch wenn es unter Tränen geschieht“, können wir über uns hinauswachsen und zu der Erkenntnis kommen: „Meine Liebe ist stark genug, das Verwundetwerden zu ertragen.“
„Dem Schmerz Raum geben“ nennt Naegeli das Gebet. Es ist die Erfahrung, dass auch in den dunkelsten Stunden einer Partnerschaft trotzdem „die Nacht voller Sterne“ sein kann. Das mag fast naiv-romantisch klingen oder sich wie eine banale Ablenkung oder Verdrängung anfühlen. Aber daraus spricht die Erfahrung: wir laufen Gefahr, uns an die Nachtseite zu verlieren, blind zu werden. Dem Dunklen, Schmerzhaften, dem Negativen mehr Raum zu geben. Das Positive braucht Unterstützung, braucht bewusste Zuwendung, Pflege und Behutsamkeit – zum Beispiel in einem leisen Gebet.

Infos unter: http://www.katholische-gemeinde-teneriffa.de/

Erstellt am: 26.08.2013 14:39 Uhr

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