Zündfunke, 19.03.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Heute unterbreche ich meine Gedanken über Körperhaltungen in dieser Woche, denn heute feiern wir einen Festtag. Das Fest des Heiligen Josef. Dieser war mir schon als Kind überaus sympathisch; denn der Josefstag war zu meiner Grundschulzeit noch schulfrei und von daher besonders herzlich willkommen.
Josef ist ja aus den Erzählungen über die Geburt und die Kindheit Jesu nicht wegzudenken. Er hat in den entscheidenden Momenten das Richtige getan, um Maria und das Kind zu schützen. Aber sein Bild verliert sich im Dunkeln. Historisch wissen wir überhaupt nichts von ihm. Und dennoch spiegeln sich tiefe menschliche Erfahrungen in den biblischen Texten.
Der Jesuitenpater Alfred Delp, der im Widerstand gegen Hitler war und im Februar 1945 hingerichtet wurde, hat im Gefängnis über Josef eine Betrachtung geschrieben. „Der Mann im Schatten; der Mann am Rande“ sei er gewesen. Aber auch „der Mann der schweigenden Hilfestellung und Hilfeleistung“. Dauernd habe Gott „mit neuen Weisungen “ in sein Leben eingegriffen. Dabei mag sich Josef durchaus ein anderes, ein geborgenes Leben vorgestellt haben, sagt Delp, aber er wurde „in die Ungeborgenheit des Zweifels, des belasteten Gemüts, des gequälten Gewissens“ geschickt, auf „die zugigen und windoffenen Straßen … des unwirtlichen fremden Landes“. Die „dienstwillige Bereitschaft“, so Delp, sei Josefs Geheimnis.
„Dienstwillige Bereitschaft“: Das mutet  fremd an. Es widerspricht unserem berechtigten Wunsch, unser Leben so zu gestalten, wie wir selbst das für sinnvoll halten. Aber, fragt Delp, ist das nicht unser Verhängnis, dass wir den Lebenssinn nach unseren Maßstäben konstruieren wollen? Ja dass wir Gott „in die Grenzen und Schranken unserer Nützlichkeit“ einsperren und ihn nur insoweit anerkennen, als er uns in unseren eigenen Vorstellungen bestätigt? Die „dienstwillige Bereitschaft“ des Josef – könnte das nicht bedeuten: offen zu sein für das Unwägbare des Lebens, für Überraschungen, auch wenn sie manchmal schmerzlich sind? Könnte es nicht bedeuten, die unlösbaren Fragen auszuhalten; einfach zuzugeben, dass wir vieles nicht verstehen? Und könnte es nicht auch bedeuten, in den dunklen, rätselhaften Seiten des Lebens den verborgenen, rätselhaften Gott zu ahnen? Offen zu bleiben für den, der uns auch in der Leere und Dunkelheit zusagt: „Ich bin da“? Josef, den Gott immer wieder in  das Fremde, Unbekannte geschickt hat – von ihm sagt Delp: Er „ist der Mann, der ging“. Er verkörpert das Bild eines glaubenden, vertrauenden Menschen. Ich gratuliere allen, die seinen Namen tragen, heute zu ihrem Namenstag.

Infos unter:

Erstellt am: 22.03.2014 12:04 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert