Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch’ ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
„Designerin will Eleganz fürs Grab“. Als ich diese Schlagzeile in einer renommierten Zeitung gelesen habe, war ich zunächst geschockt und es hat – zugegebenermaßen – eine ganze Weile gedauert, bis ich sie verdaut hatte. Eleganz fürs Grab? Ja, geht’s noch? Gut katholisch und traditionell erzogen und groß geworden denke ich erst einmal für mich: Hat die denn keine anderen Sorgen? Was soll denn der Firlefanz – oder soll ich gar Schwachsinn sagen? Aber ich musste mich – wieder einmal in meinem Leben – eines Besseren belehren lassen. Denn als ich den Artikel dann zu Ende gelesen hatte, war ich doch sehr nachdenklich geworden.
Die Modedesignerin, von der da berichtet wurde, hat ihre Diplomarbeit ausgerechnet über „Das Leichenhemd“ geschrieben. Dabei ist ihr aufgefallen, wie fantasielos viele Beerdigungen gestaltet werden, besonders eben auch in Bezug auf die Bekleidung der Toten. Zu allen möglichen Gelegenheiten des Lebens haben die Menschen sich besonders gekleidet, – zur Party anders als bei der Gartenarbeit, zur Hochzeit anders als im Berufsalltag. Warum, so hat sie sich zu Recht gefragt, kriegen alle bei der Beerdigung so ein liebloses Hemd an? Das persönlich gestaltete Leichenhemd könnte doch der Persönlichkeit eines Toten vielmehr entsprechen und die ganze individuelle Würde hervorheben.
Natürlich muss man sich mit diesem Thema frühzeitig beschäftigen, damit die Bekleidung für das Begräbnis rechtzeitig fertig ist. Das ist durchaus hilfreich. „Wer sich vorher mit dem eigenen Tod befasst, nimmt eine schwere Bürde von den Hinterbliebenen,“ sagt die Designerin. Sie können den in jedem Fall schweren Abschied leichter vollziehen, weil vieles gemeinsam geklärt wurde.
Soweit so gut; mich hat das durchaus überzeugt. Schließlich wurden die Toten früher oft in ihrem eigenen Sonntagsanzug zur letzten Ruhe gebettet. Und es war üblich, dass die Menschen vor ihrem Sterben „ihr Haus bestellten“, wie man so schön sagt, und regelten, was in jedem Fall geregelt werden muss. Dass dieses Thema jetzt ausgerechnet über die Mode wieder aktuell wird, hat sicherlich auch damit zu tun, dass Mode und Konsum danach streben, möglichst alle Lebensbereiche zu erfassen. Schließlich ist auch der Tod ein Geschäft, und zwar kein schlechtes. Doch wer daran geht, sein Haus zu bestellen und die letzten Dinge zu ordnen, kann das gelassen nehmen und regelt mehr als nur die „Eleganz fürs Grab“. Er drückt aus, wie einmalig gerade der letzte Abschied ist. Er soll sich in Würde und Schönheit vollziehen.
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Erstellt am: 18.11.2013 11:21 Uhr