Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Kennen Sie Esperanto? Vor 121 Jahren hatte ein Warschauer Augenarzt eine mehr als geniale Idee. Er erfand eine Kunstsprache – genannt Esperanto. Seine Idee damals war, wenn alle Menschen diese gemeinsame Sprache sprächen, dann könnten viele Konflikte in dieser Welt schneller entschärft und problemlos gelöst werden. Einfach, indem man miteinander und nicht übereinander, gelassen und nicht hasserfüllt spricht. Eine ebenso schöne, wie wohl auch naive Vorstellung. Spannungen Konflikte entstehen nun mal aus der Verschiedenheit zwischen den Menschen und vor allem aus der Unfähigkeit, genau diese Verschiedenheit zu akzeptieren und zu ertragen. Doch wir müssen uns eingestehen: Bis heute hat es keine Sprache der Welt geschafft, dass kriegerische Auseinandersetzungen ausbleiben; hat keine Sprache der Welt die Menschen daran gehindert, sich deswegen an die Gurgel zu gehen und einander nicht nur mundtot zu machen.
In der Bibel – Sie erinnern sich vielleicht – gibt es ja die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Damals, so wird uns da erzählt, sprachen schon einmal alle Menschen die gleiche Sprache. Aber schon bald verfielen sie dem Größenwahn und begannen einen Turm zu bauen, der bis in den Himmel reichen sollte. Irgendwann würden sie es auch mit Gott ganz locker aufnehmen, so war ihr Hintergedanke. Nur – sie hatten die Rechnung eben ohne Gott gemacht. Denn der machte sich daran, ihre Sprache zu verwirren. Verschieden, wie sie trotz der einheitlichen Sprache auch waren, klappte es auf einmal nicht mehr so locker mit der Verständigung und sie zerstreuten sich aus diesem Grund mit verschiedenen Sprachen über die ganze Erde. Aus war’s mit der Einheit. Nix war mehr los mit einheitlicher Sprache und hervorragender Konfliktlösung.
Wenn sich Länder nun bei Weltmeisterschaften oder bei Olympischen Spielen versammeln, dann geht es da natürlich zuallererst um den Sport. Aber es geht vielleicht auch um die Vision, diese damals verlorene Einheit wieder zu finden. Durch den Sport aus unterschiedlichsten Kulturen doch noch eine Menschheitsfamilie zu machen. Das Desaster von Babel überwinden – zumindest für ein paar Tage oder das Gefühl bestärkt zu wissen, dass trotz aller Verschiedenheit eine gemeinsame Sprache wieder gefunden werden kann.
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Erstellt am: 18.08.2014 20:16 Uhr