Liebe Hörerinnen und Hörer,
heute Abend feiern wir in unserer Kirchengemeinde den Gottesdienst nicht in der Kirche, sondern an Tischen im Gemeindehaus. Und wir feiern das Abendmahl, aber eben auch anders als sonst, nicht nur mit Hostie und deren Eintauchen in den Kelch. Wir feiern in der Form einer Mahlzeit, wenn auch einer schlichten.
Eine Gruppe wird den Raum und das Essen vorbereiten. Wie damals. Jünger gingen voraus, suchten einen Saal. Schmückten ihn wie zu einem Fest. Sorgten für Essen und Trinken. Platz für alle mußte da sein. Und dann kommt Jesus mit den Übrigen seiner jungen Gemeinde. Man nimmt Platz und das Teilen beginnt.
Am Anfang das Brot. Es wird gebrochen. Jeder bekommt ein Stück. Würde man nach dem Brechen die Einzelteile wieder zusammensetzen, dann wäre wieder ein ganzes Fladenbrot da. Welch ein Symbol. Jeder und jede der Teilnehmenden ist ein Teil vom Ganzen. Nehmt und esst, das ist mein Leib, sagt Jesus. Und der Apostel Paulus, so als hätte er das Bild vom Ganzen und den Teilen vor Augen, sagt zur Gemeinde in Korinth und anderswo: Ihr seid der Leib Christi. Das ist das große Geheimnis des Abendmahls. Christliche Gemeinde ist wie ein Organismus, in dem die vielen Teile und Organe nur in lebendigem Zusammenspiel funktionieren. Und im Teilen des Brotes wird das deutlich. Man könnte sagen, dabei konstituiert sich die christliche Kirche.
Und dann haben sie gegessen. Damals das Passahlamm. Wir werden uns in Puerto de la Cruz im Gemeindehaus mit Fladenbrot, Käse und Oliven, vielleicht ein paar Tapas begnügen. Trotzdem, die Gemeinde ist ein Ort des Festes. Wir feiern im Denken an das erste Abendmahl. Aber wir feiern auch im Vorgriff auf das große Mahl der Völker im Reich Gottes, wenn alle heute noch trennenden Grenzen überschritten sind, und sie kommen werden vom Osten und vom Westen, vom Norden und vom Süden und zu Tisch sitzen im Reich Gottes. Das Abendmahl ist das Mahl der Hoffnung auf eine geheilte Welt. Und alle, die heute daran teilnehmen, bekommen die Kraft, schon erste wenn auch kleine Schritte in diese Richtung zu gehen.
Und am Schluss des Mahles wird der Kelch herumgereicht. Er nahm den Kelch nach dem Abendmahl, dankt gab ihnen den und sprach: Nehmt und trinket alle daraus, dieser Kelch ist das Blut des Neuen Bundes für euch und die vielen vergossen zur Vergebung der Sünden. Der Kelch: Jesus vergießt sein Blut, haucht den Sitz von Leben und Seele aus. Stellvertretend für alle. Nun ist kein Opfer mehr nötig. Ein für alle Mal hat einer stellvertretend sich selbst mit unbändiger Liebe regelrecht verströmt. Daran denken wir. Aber auch daran, wie Jesus als Vorschattung auf das Abendmahl mit anderen gefeiert hat, auch und gerade mit so genannten Sündern und anderen von der guten Gesellschaft Verachteten. Damit hat er Freude verbreitet. Und so ist der Kelch nicht nur Hinweis auf das Leiden und den Trost, den wir im Leiden erfahren können. Er ist auch Hinweis auf die Freude, die wir geschenkt bekommen. Jesus selbst hat es einmal so gesagt: Ich bin gekommen, dass ihr das Leben habt, und dass ihr es in Fülle habt, und Eure Freude soll vollkommen sein.
Ein Grund zum Feiern. Vielleicht machen Sie sich, liebe Hörerinnen und Hörer heute am Abend auf den Weg an einen Ort, wo beim Teilen von Brot und Kelch das Leben gefeiert wird trotz allem, was uns ängstet und bedrückt.
Johann Weingärtner, Pfr. Der Evangelischen Kirchen Teneriffa Nord
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Erstellt am: 14.04.2014 19:33 Uhr