Zündfunke, 16.10.14

Es gibt diese Momente, Stunden, und Tage, verehrte Schwestern und Brüder, an denen wir meinen, wir seien doch tatsächlich von Gott und der Welt verlassen. Allein stehen wir da mit unserem Kummer, unserer Trauer, unserem Schmerz, unserer Verzweiflung:  „Keiner kann mich verstehen, niemand kann mir helfen“.
Genau dieses Empfinden bringen auch einige Psalmen im Alten Testament zum Ausdruck. Die Psalmen sind Gebete, in denen die Verfasser ausdrücken, was sie bewegt und erfreut, was sie aufwühlt und deprimiert, was sie zweifeln oder auch beinahe verzweifeln lässt. Jesus kannte die Psalmen und er hat sie häufig gebetet, rezitiert und mitgesungen, weil sie ja zum Schatz des Judentums, seiner Religion, gehören. Bis in sein Sterben hinein, haben ihn deshalb die Psalmen begleitet. So berichten uns die Evangelisten Matthäus und Markus, dass Jesus in seiner Todesstunde am Kreuz in seiner Muttersprache die Worte aus dem 22. Psalm gerufen hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“?! In diesem Psalmgebet heißt es weiter: „Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort! Ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe. Dir haben unsere Vorfahren vertraut. Sie haben dir vertraut und du hast sie gerettet. Sei mir nicht fern, denn meine Angst ist groß und niemand ist da, der hilft!“
Selbst im Gefühl äußerster Gottverlassenheit wendet er sich also noch voll Vertrauen an Gott, von dem er meint, dass er abwesend sei, weil er nicht das Gefühl seiner Nähe hat.
Diese Psalmverse waren für die Jünger Jesu und die ersten Christengemeinden sicherlich eine Hilfe, um diesen gewaltsamen Tod Jesu vielleicht ein klein wenig verstehen zu können: Eben nicht als den sinnlosen Tod eines von Gott und der Welt verlassenen Menschen. Sicherlich: Jesus war in die Abgründe menschlichen Leidens hinabgestoßen worden. Er musste tödliche seelische und körperliche Schmerzen erleiden. Doch er hat trotzdem auf Gott vertraut; er hat sich durch all das nicht von seinem Grundvertrauen, das er in Gott hatte, abbringen lassen. Und Gott? Gott hat ihn daraus gerettet.
Diese Erfahrung will der Verfasser des Psalms mitteilen, wenn er weiter schreibt: „Gott, der Herr, hat das Elend des Gequälten nicht übersehen; er hat ihn nicht verlassen in all seiner Not. Deshalb preise ich deine Treue vor vielen Menschen. Meinen Kindern will ich es erzählen und auch sie werden es weitergeben und sagen „Das alles hat er getan, unser Gott!“

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Erstellt am: 19.10.2014 15:51 Uhr

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