Andrea Bolz, Deutschsprachige katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Meine Demut ist mein größter Stolz“ – ein beliebter schwäbischer Spruch; für mich aber entlarvt er scheinheiliges Verhalten.
Dabei sollen gerade bei Gott die Demütigen hoch im Kurs stehen. So steht es in der Bibel (Jesus Sirach 3). Na klar – so der Einwand – Gott muss herhalten, um Duckmäusertum und Unterwürfigkeit zu rechtfertigen. Das alte Spiel, Menschen klein und gefügig zu halten. Demut sei schon immer ein Zeichen für schwach und feige sein. Ich möchte mich nicht damit abfinden. Was ist Demut? Das lateinische Wort für Demut heißt „humilitas“ – und das kommt von Humus, Erde, Boden. Demut ist danach der Mut, die eigene Erdhaftigkeit anzunehmen. Ich habe den Mut, dazu Ja zu sagen: Ich bin bedürftig und verletzlich, ich bin endlich und sterblich. Das scheint selbstverständlich zu sein, ist es aber nicht. Alltägliches Beispiel: Um nicht zugeben zu müssen, dass ich älter und schwächer werde, gehöre ich zu den „bestagers“, zur „silvergeneration“, sprich: zu den jung Gebliebenen, mit eigenen Parties, Spielen, usw. Ich bin so alt, wie ich mich fühle, und wie die Sprüche alle heißen. Einerseits bin ich mir meiner Schwachheit und Endlichkeit bewusst, zugleich spüre ich in mir die Sehnsucht, dass einmal alles gut enden wird. Demütig sein heißt dann auch einsehen: Ich kann nicht selbst alles zum guten Ende führen. Ich kann nicht Gott spielen, aber ich darf mich ihm anvertrauen.
In dem lateinischen Wort „humilitas“ steckt auch Humor und damit Leichtigkeit und Gelassenheit. Wenn ich meine Erdhaftigkeit und Begrenztheit annehmen, vielleicht sogar lieben kann – dann kann ich mich hoffentlich auch zurücknehmen. Wenn ich Distanz zu mir kriege, kann ich womöglich über mich selbst lachen und innerlich frei werden und bereit, andere zum Leben zu ermutigen.
Demut ist damit das Gegenteil von Kleinmut und von Hochmut. So wider-sprüchlich die beiden auch sind, sie haben eine menschliche Schwäche gemeinsam: In beiden Haltungen beschäftige ich mich vor allem mit mir selbst – kleinmütig katzbuckelig oder hochmütig wichtigtuerisch.
Demut spricht für innere Weite und Freiheit. Demut erfordert Mut. Und genau diesen Mut, den traut Gott mir wohl zu.
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Erstellt am: 15.10.2013 19:07 Uhr