Zündfunke, 15.03.14

Andrea Bolz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Wie wir wohl alle noch wissen, hatten die Menschen am Paradies nicht lange Freude. So jedenfalls erzählt es die Bibel. Adam und Eva wurden verjagt, nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten. Die nämlich verschaffte ihnen die Fähigkeit Gut und Böse zu unterscheiden. Wer das einmal erkannt hat, so die Geschichte, für den ist das Paradies für immer verloren. In der ganz irdischen Gegenwart beschäftigen uns mal wieder oder immer noch die Steuerhinterziehungsgeschichten, irgendwelche Verwicklungen der Politiker in irgendwas usw. Was da auf öffentlicher Bühne stets als großes Theater inszeniert wird, inszenieren nicht wenige von uns privat wie beruflich im Kleinen: Täuschen, tarnen, Nebelkerzen werfen. Alles nur, um nicht eingestehen zu müssen, dass man selber Mist gebaut hat. Da wird geeiert, verschleiert und falls nötig auch mal gelogen. Wenn schließlich alles nichts mehr hilft, dann sind es die bösen Anderen, die widrigen Umstände oder was es sonst noch gibt. Der Entschuldigungswahn ist so alt wie die Menschheit. Schon Adam, so erzählt die Bibel weiter, wälzte die Schuld auf Eva ab und Eva auf die böse Schlange. Die hatte allerdings dummerweise keine Ausrede und musste dran glauben. Den beiden Übeltätern aber fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen: Das Paradies des glücklichen Nicht-Wissens war endgültig futsch. Das war der Preis der Freiheit, der Preis dafür, das Leben von nun an selbst bestimmen und verantworten zu können und auch zu müssen. Klar, unsere Freiheit möchten wir auf keinen Fall mehr missen, aber so ein Stück vom Paradies hätten wir halt auch noch gern. Dumm nur, dass beides zusammen nicht zu haben ist. Für den Umgang mit Affären und eigenem Versagen kann das nur heißen: Endlich erwachsen werden und aufrecht dazu stehen, wenn wir uns im Einzelfall wissentlich gegen das Gute entschieden haben. Gerade die Fastenzeit bietet uns dazu Gelegenheit, über unser Leben und seine eingefahrenen Fahrbahnen intensiver nachzudenken, und vielleicht ganz bewusst die Spur zu wechseln, und nicht nur dann, wenn mir mein Vordermann mal wieder im Weg zu sein scheint.

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Erstellt am: 17.03.2014 10:51 Uhr

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