Zündfunke, 14.12.13

Liebe Hörerinnen und Hörer,
es ist Samstag, die 2. Woche im Advent geht zu Ende. Ich weiß nicht, wie die Ihre verlaufen ist. Diese Adventswochen haben es ja einerseits in sich, und andererseits haben sie eine aufbauende Bedeutung. Das wird an ganz äußerlichen Dingen deutlich. Am Beginn jeder Woche zünden wir in unseren Kirchen und sicherlich auch in vielen Wohnungen und Häusern eine Kerze mehr auf dem Adventskranz an. Die Tage werden kürzer und das Licht, das es zu entfachen gilt, wird heller. Der Hamburger Pfarrer und Mitbegründer der Diakonie, Johann Hinrich Wichern, hat ihn für seine gefährdeten Jugendlichen, denen er im Rauhen Haus in Hamburg Heimat und Geborgenheit gab, als Helfer im Warten auf das Fest erfunden. Dieser 1. Adventskranz aber hatte nicht nur für jeden der 4 Adventssonntage eine große Kerze, sondern für alle Tage dazwischen eine etwas kleinere. Von Tag zu Tag steigerte sich das Licht, auch und gerade im Alltag, bis hin zum Heiligen Abend.

Adventszeit – Zeit des wachsenden Lichtes. Es wird eben nicht auf einmal hell. Nicht in der Gegend, wo die Geburt Jesu angekündigt wurde und dann auch geschah. Und es wird auch nicht auf einmal hell, wenn Menschen Dunkelheit zu spüren bekommen, in ihrer Umwelt oder sogar tief drinnen in ihnen selbst. Der Weg zum Licht, also zur Klarheit und auch zu einer Wärme, die tief von innen kommt, ist oft ein Prozess, der geduldig und manchmal auch mit langem Atem gestaltet oder erfahren werden kann und muss. In diesem Prozess kann eine Tugend eingeübt werden, die fast verloren gegangen ist: Die Geduld. Es gibt in den biblischen Texten zum Advent ein für mich wunderschönes Bild dafür:
Siehe der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und den Spätregen. Darauf kann man nur warten. Der ist im wahrsten Sinnen des Wortes ein Geschenk des Himmels.

Den Jugendlichen im Rauhen Haus in Hamburg half beim geduldigen Warten das tägliche Anzünden der Kerze mit den 4 großen als Zwischenziel. Adventskerzen als Helfer zur Geduld. Es wird eben nicht auf einmal hell und warm. Nicht in der Welt und auch nicht in uns ganz persönlich.

Johann Weingärtner, evang. Pfr. in Puerto de la Cruz

Infos unter:

Erstellt am: 12.12.2013 13:23 Uhr

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