Zündfunke, 13.09.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Was machen Sie, liebe Schwestern und Brüder, mit ihrem „may-be-Punkt“? Was? Sie wissen nicht, was das ist? Der May-be-Punkt ist keine Erfindung der Engländer; von ihnen stammt nur der Name: May-be – auf deutsch: der Vielleicht-Punkt! Sagt bei uns zwar kein Mensch, hat aber ein jeder und eine jede. Der May-be-Punkt, das ist der Punkt, an dem ich könnte, wenn ich wollte, aber vielleicht doch nicht sollte, wie ich könnte. Ja sie haben richtig gehört!
Nehmen wir zum Beispiel das Flirten. Da shakert man da ein wenig, entdeckt dort ein Grübchen, schnuppert vielleicht sogar an der Haut; man spürt, wie sich die Nacken-haare hochstellen und wie auf einmal die Schmetterlinge das Essen im Magen durcheinanderwirbeln. Tja – und da ist er dann auch schon, der May-be-Punkt. „Jetzt könnte ich aber“, sagt der Bauch. Aber der Kopf entgegnet: „Mmmh ist vielleicht doch nicht so bekömmlich“. Das genau ist er: Der May-be-Punkt.
Nun sagen manche, sie hätten gar keinen May-be-Punkt. Und wundern sich dann, wenn sie sich immer und immer wieder in den Betten mit anderen Frauen und Männern ertappen, die sie kaum kennen und über deren Anwesenheit sie sich – mal ganz ehrlich gesagt – bei Licht betrachtet, nur noch wundern. Schei…be, schon wieder in etwas reingeraten. Genauso das sind aber die Menschen, die ihren May-be-Punkt einfach nicht be-achten, die ihn schlicht und ergreifend plattwalzen oder ignorieren.
Dabei sollte man ihn eigentlich genießen, wenn er da ist. So sagt es schon der Apostel Paulus: Prüfet alles und behaltet das Gute. Das heißt: Kostet den May-be-Punkt aus. Bringt den Bauch mit dem Kopf zusammen und zwar bevor sich die Hand hebt und sich der Hintern in Bewegung setzt. Erst mal schauen, was am Ende rauskommen würde und ob das wirklich Gut wäre. So vieles kann man sich durch den Kopf und das Herz gehen lassen – man muss es aber nicht gleich machen. Das versteht man unter „Prüfen“ – prüft alles – und nur das Gute behaltet. Nicht übel, lieber Paulus, nicht übel. Mir gefällt dieser Satz, in dem so viel an Freiheit drinsteckt. Es geht dabei nicht um den moralischen Zeigefinger oder das moralinspritzende Etwas, das einem die Freude am Leben vermiesen möchte. Nein, es geht um Verantwortung. Den Bauch mit dem Kopf ins Ge-spräch bringen. Prüfen. Vielleicht hat der Kopf recht – vielleicht aber auch der Bauch. Man braucht beide – um zu einer guten Entscheidung zu kommen. Nur dann wird auch am Tag danach noch etwas Gutes daraus.
Also: Genießen sie ihren May-be-Punkt. Nehmen sie sich Zeit für ihn. Denn wer ein bisschen später kommt, den belohnt das Leben. In diesem Sinne – ihnen ein wunder-schönes Wochenende mit viel May-be-Erfahrungen!

Infos unter:

Erstellt am: 15.09.2013 11:24 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert