Zündfunke, 13.08.14

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Wissen Sie, liebe Schwestern und Brüder, weshalb man in einer Krankenversicherung ist? Was für eine Frage, denken Sie jetzt vielleicht – um eben gegen Krankheiten versichert zu sein. Falsch! Sie sind nicht gegen Krankheiten versichert, sondern wegen!! Es ist zwar nur ein Buchstabe Unterschied, aber der hat es ganz gewaltig in sich. Wenn man sich nämlich gegen Krankheiten versichern könnte, dann wäre das schön. Alle blieben wir gesund und die Kassen hätten eigentlich gar keine Unkosten zu fürchten. Aber da dem nicht so ist, werden wir trotzdem krank, und deshalb gibt es die Krankenversicherung, Kostenlawinen und Gesundheitsreformen.
Apropos „Gesundheitsreform“. Da wird also die Gesundheit reformiert, wird neu bestimmt, was „gesund“ bedeutet oder was einen Kranken von einem Gesunden unterscheidet oder wann ein Kranker aufhört als Kranker zu gelten. Wenn die Krankenkasse nicht mehr zuständig ist, ist dann ein Kranker nicht mehr krank? Doch durchaus schon. Nur ist er dann unheilbar krank. Und für unheilbar Kranke sind die Angehörigen, die Pflegeheime und die Pflegeversicherung zuständig. Heilbar und unheilbar, Heil und Unheil, für das Evangelium – die frohe Botschaft der Christen – ganz zentrale Worte. Jesus „lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich Gottes und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.“ So zumindest steht es beim Evangelisten Matthäus (4,23)
Wie gern würde ich das glauben, wie gern es wirklich ganz wörtlich nehmen. Aber das kann ich leider nicht. Es gibt zu viel Elend, zu viel Krankheit und Leid in den Krankenzimmern und Pflegeheimen, als das ich das wirklich von Herzen glauben könnte. Die Realität ist einfach anders, wie hier im Evangelium beschrieben. Und sie war es, so denke ich, auch damals. „Er hat unser Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen“, so heißt es ebenfalls bei Matthäus. Aber Moment mal – vielleicht ist es ja das. Das Wunder bestand damals und besteht heute darin, dass Menschen anpacken und mittragen. Die beste Krankenversicherung also, die ich haben kann, ist die Versicherung, dass ich als Kranker nicht allein gelassen werde. Das gilt für die, die hauptberuflich pflegen, für die vielen pflegenden Angehörigen, aber auch für die vielen, vielen Stunden der Besuche und der kleinen Handgriffe und Hilfen in den Alten- und Pflegeheimen.
Dort, wo die Zuständigkeit aller Versicherungen und Kassen irgendwann endet, wo keine Gesundheitsreform mehr greift, wo Menschen wie selbstverständlich am Krankenbett Leid und Elend mit tragen, dort beginnt im biblischen Sinne das Reich Gottes, ein Stückchen Himmel auf unserer mehr als brüchigen Erde.

Infos unter:

Erstellt am: 18.08.2014 20:10 Uhr

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