Zündfunke, 13.01.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Freitag, 13.01.12:
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Sex ist nur etwas für junge Leute, nichts für die Alten – das zumindest behaupten oft leichtfertig jugendliche Zungen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ob z.B. die Medien daran Schuld sind, in denen ja kaum mal ein nackter Mensch über 45 Jahren zu sehen ist. Gerade so, als hätte man jenseits der 45 keinen Körper mehr – und somit auch keine körperlichen Bedürfnisse.

Alte Zungen behaupten, dass die körperliche Liebe, also der Sex, kein Privileg der jungen Generation ist. Und ich denke, es ist an der Zeit, dies auch einmal deutlich als Vertreter der Kirche auszusprechen. Das ist ja nichts Peinliches. Ein reifer Körper hat schließlich seine eigene Schönheit, weil auch das Alter ein Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Berührung hat. Das sagen die alten Zungen und proben quasi den Aufstand. Bei der Tagung einer Altersorganisation ging es genau um dieses Thema: Um die körperliche Lust im Alter. Kein Kongreß von Viagra-Veteranen, wie ich dem Bericht am Bildschirm entnehmen konnte, sondern eine mehr als fidele Gruppe rüstiger Seniorinnen und Senioren, die dasselbe wollen wie junge Menschen: nämlich einen offenen und unverkrampften Umgang mit den Bedürfnissen ihres Körpers.
Was den Älteren unter uns an manchen Stellen vielleicht sogar leichter gelingt als den Jüngeren. Viele Erfahrungen haben sie hinter sich, die sie nicht noch einmal machen müssen oder die sie sich nicht noch einmal zuzumuten brauchen. Sex ist deshalb für Ältere kein Leistungsprogramm, wie das oft bei Jüngeren der Fall ist, die – auch aufgrund dessen, was ihnen teilweise medial eingeschwätzt wird – meinen, in der körperlichen Liebe einen waren Leistungskatalog abarbeiten zu müssen. Nein – Ältere genießen die Wärme, die ihnen jemand anders gibt, die Zärtlichkeit, mit der jemand anders auch noch in einem faltigen Körper die Schönheit der Schöpfung erkennt. So dürfen sie ein Zusammensein erleben, bei dem auch nach den Wechseljahren nichts Verkehrtes dran ist oder das gar als peinlich angesehen oder empfunden werden muss.
Peinlich finden das nur die Jungen; zumindest besagt das eine Studie. Sie können sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern und Großeltern noch mehr vom Leben wollen als nur Kaffee und Kuchen oder Volksmusikabende im Fernsehen. Es ist aber so – und es ist gut so und auch nur fair. Denn nirgendwo steht geschrieben, dass die Lust ein Privileg der Jugend und die Last ein Privileg des Alters ist. Im Gegenteil. Sogar in der Bibel gibt es gute Beispiele dafür. Denken wir doch nur mal an Abraham und Sara oder Elisabeth und Zacharias. Sie alle waren nicht mehr die Jüngsten, als sie Kinder bekommen haben. Und wie haben sie das wohl angestellt?

Infos unter:

Erstellt am: 13.01.2012 18:48 Uhr

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