Zündfunke, 12.12.13

Liebe Hörerinnen und Hörer,
der 12. Dezember ist wieder ein Heiligengedenktag. Es ist der Todestag von Vicelin, dem Apostel der Slawen. Er ist einer der weniger bekannten Heiligen. Aber in der Kirche, die auf dem Boden des von ihm gegründeten Klosters steht, bin ich 13 Jahre Pfarrer gewesen. In Neumünster in der Mitte Schleswig – Holsteins, im 12. Jahrhundert zwischen den Herrschaftsbereichen der Sachsen und Slawen gelegen.
Der Bremer Erzbischof hatte ihn mit der Aufgabe der Mission in diese damals unwirtliche Gegend, die von Feindschaft und Hunger geprägt war, gesandt. Noch heute hängt im Rathaus der Stadt ein Bild, das ihn als Wohltäter und Lehrer der Armen zeigt. Für Arbeit sorgen, dadurch Nahrung schaffen und jungen Menschen Bildung ermöglichen, das war das Konzept Vicelins.
Ein Teich für Fischzucht wurde gebaut. Eine Mühle wurde errichtet für die ärmeren Bauern, die zu den Mühlenbesitzern der Fürsten kaum Zugang hatten, um Brotgetreide selbst zu mahlen. Und eine Klosterschule entstand.

Es gibt aus alter Zeit Vorbilder für die heutige. Überall in Europa mangelt es an Arbeit. Gesunde Nahrungsmittel sind ein Problem. Und über mangelnde Bildung wird häufig geklagt. Es ist alles nicht neu. Aber eines lerne ich von Vicelin. Der machte nicht nur Konzepte und politische Programme. Er handelte selbst. Natürlich nicht allein. Da waren die Chorherren seines Augustinerstiftes, die in den armen Landgemeinden der Umgebung mit den Menschen das tägliche, oft karge Leben teilten und ihre Erfahrung einbrachten. Da waren rund um das Kloster die Familien und Clans, die unter Feindschaft und Armut gelitten hatten. Die wurden motiviert, Neues zu wagen. Netzwerke nennen wir das heute. Wenn es sie doch mehr gäbe.
Vicelin war von seinem Glauben an den menschenfreundlichen Gott gehalten und geprägt. Die Verbindung zu den Menschen an der Basis hat er nie verloren, auch nicht als er später Bischof in Oldenburg in Ostholstein, dem späteren Bistum Lübeck wurde. Als er krank war und dem Tod entgegenging, kehrte er zu seinen Leuten vom Anfang zurück. Am 12. Dezember 1154 ist er dort gestorben und in einem einfachen Grab, keiner Bischofsgruft begraben worden.

Manchmal, wie schon bei Nikolaus am Montag, hilft Erinnerung an weit Vergangenes, liebe Hörerinnen und Hörer. Das kann sehr modern sein, weil es, wenn wir es denn ernst nähmen, Zukunft hat. Und um das, was Zukunft hat, geht es ja wohl auch im Advent.

Johann Weingärtner, evang. Pfr. In Puerto de la Cruz

Infos unter:

Erstellt am: 12.12.2013 13:19 Uhr

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