Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, verehrte Schwestern und Brüder!
An diesem Montag feiert die katholische Kirche den Gedenktag des heiligen Martin. Der starb als Bischof im 4. Jahrhundert im hohen Alter von 80 Jahren. Das allein erklärt aber sicherlich nicht seine Popularität. Vielmehr ist es eine Begebenheit in seinem Leben, an die auch heute noch in vielen Gottesdiensten spielerisch erinnert wird: die sogenannte Mantelteilung. Wenn also in diesen Tagen Kinder und ihre Eltern mit Laternen durch die Straßen ziehen, oft angeführt von einem als Soldat verkleideten Reiter, flankiert von der Feuerwehr und dem Musikverein, dann denken sie dabei an Martin als den Mann, der in einer kalten Winternacht einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels geschenkt hat. Genau diese Mantelteilung ist im Laufe der Zeit eine der beliebtesten Geschichten des christlichen Abendlandes geworden. Was nicht verwundert, denn in dieser Geschichte wird deutlich, was einen Christen auszeichnen sollte: Mitleid mit dem Nächsten, Hilfe in der Not, Teilen können. Gerade Bischöfe sollten da ein Vorbild sein.
Nun fällt das Teilen nicht unbedingt leicht, das wissen wir alle; vor allem dann, wenn man nicht nur von seinem Überfluss abgibt, sondern von dem, was man wirklich selbst zum Leben braucht. So wie aicj Martin den ganzen Mantel zum Wärmen benötigt hat. Seine Lebensgeschichte bezeugt aber, dass diese Aktion kein Einzelfall in seinem Leben gewesen ist, sondern eine durchgängige Grundhaltung. Man kann wohl sagen, dass er vielen Menschen das Leben heller und wärmer gemacht hat. Was übrigens der Sinn der leuchtenden Laternen ist, die die Kinder auf ihrem Martinszug durch die Straßen tragen. Wenn wir uns anderen zuwenden, mit ihnen unsere Besitztümer und unser Leben teilen, dann bringen wir Licht und Herzenswärme in das Dunkel dieser Welt. Damit dies nicht nur eine hohle Phrase bleibt, sammelt bei solchen Umzügen ein verkleideter Bettler am Straßenrand für Hungernde in der Welt, oder die Kinder werden aufgefordert ihre Brezel mit jemand anderem zu teilen. Zugegeben, das sind kleine, unscheinbare Aktionen; aber sie sind durchaus geeignet, die Sinne für das Wohl des Gegenübers zu schärfen. Martin handelte aus christlicher Überzeugung. Die Geschichte mit der Mantelteilung hat seinem Leben einen radikalen Kick gegeben. Der Legende nach erschien ihm daraufhin Christus im Traum, den halben Mantel in der Hand und sagte zu ihm die bekannten Worte aus der Bibel: „Was du einem meiner geringsten Schwestern oder Brüder getan hast, das hast du mir getan“. Martin erkennt, dass der Dienst am Nächsten ein Dienst an Gott ist. Ein Dienst, der den ganzen Menschen fordert. Er lässt sich taufen und quittiert 2 Jahre später den Militärdienst, weil er diesen mit seinem Leben als Christ nicht vereinbaren kann. Ob das alle wissen, die heute an einem Martinszug teilnehmen, das weiß ich nicht. Aber es gehört zur Person des heiligen Martins – genauso wie die Mantelteilung.
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Erstellt am: 12.11.2013 11:36 Uhr