Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Heute ist der 11. September, verehrte Schwestern und Brüder. Der meistgehörte und meistzitierte Satz nach dem heutigen Datum im Jahr 2001, das war der Satz: „Nichts ist mehr so, wie es einmal war!“ Anfangs war mir dieser Satz noch einleuchtend; aber als dann die großen Zeitschriften mit Überschriften daherkamen wie: Der Tag, der die Welt verändert hat oder ähnlichem, da wurde ich doch sehr nachdenklich. Hat es in der Vergangenheit nicht auch Tage gegeben, auf die ein solcher Satz passen würde? Es fiel mir z.B. der 6. August ein, der Tag an dem vor 68 Jahren die erste Atombombe abgeworfen wurde. An diesem Tag und – daraus resultierend in den Jahren danach – wurde mehr als eine Viertelmillion Menschen durch die Strahlen dieser Bombe getötet. Seit diesem Tag wissen wir, wie ein Atompilz aussieht; seit diesem Tag haben wir eine ungefähre, grauenhafte Vorstellung davon, was passiert, wenn er aufsteigt. Seit diesem Tag messen wir atomare Katastrophen mit der Formel: „So und so viel die Stärke von Hiroshima!“ Seit diesem Tag ist wirklich vieles anders.
Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, ich will hier nicht Tote gegeneinander auf-rechnen: 6. August gegen 11. September! Aber ich denke wir müssen aufpassen, dass wir neben der Terrorgefahr – die sicherlich latent vorhanden ist – dass wir über all dem die Gefahr nicht vergessen, die auch heute von Atomwaffen weltweit ausgeht – auch von hochentwickelten Staaten. Ich habe in den 70-er und 80-er Jahren die Zuspitzungen des Kalten Krieges miterlebt. Atomunfälle und Atomkrieg, das waren für mich Schreckensszenarien, die mir sehr konkret Angst einjagten. Es passierte Tschernobyl, in Actionfilmen wurden Atombombenattentate verhindert und die Zeitungen berichteten von Fehlalarmen im Pentagon, die fast einen Atomkrieg auslösten. Nicht nur einmal habe ich nachts davon geträumt, dass die Welt unbewohnbar würde und alle Menschen sterben müssten.
Sicherlich – heute fühle ich mich nicht mehr so direkt bedroht. Dabei sagen Experten, dass die Gefahr heute kaum kleiner sei als vor 30 Jahren – denken wir nur an Fukushima. Denken wir nur an das Pulverfass Naher Osten – gerade in diesen Tagen. Denken wir nur an das sich stetig wiederholende atomare Säbelrasseln zwischen Indien und Pakistan; denken wir an Staaten, die von krankhaften Despoten geführt werden, denen letztlich alles zuzutrauen ist und denken wir daran, wie Staaten sich die Atombombe unter den Nagel reißen wollen, um damit einen anderen Stellenwert in der Weltgemeinschaft zu bekommen.
Meine Kirche hat in dem Fall, wo es um eine klare Linie mit Waffen geht immer ge-sagt: „Militärdoktrinen, die dauerhaft auf Atomwaffen setzen, sind moralisch nicht zu akzeptieren. Denn sie sind unvereinbar mit dem Frieden, den wir für das 21. Jahrhundert anstreben.“ Deutliche Worte der katholischen Kirche, über die ich mich freue.
68 Jahre sind seit Hiroshima vergangen; 12 Jahre seit New York. Ich möchte heute an die Opfer beider Tage denken. Und ich bete für sie und will mich dafür einsetzen, dass es nie wieder solche Opfer geben wird.
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Erstellt am: 12.09.2013 10:30 Uhr