Zündfunke, 11.08.14

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Wochenanfang wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Es ist schon so: Wer gerade in den Sommermonaten Zeit und Muße findet, die Natur etwas genauer zu betrachten, der kann Erstaunliches feststellen. Z.B. haben Bekannte von uns einen Teich künstlich angelegt. Zuerst waren da nur ein mit Wasser gefülltes Loch und viel frische Erde drum herum. Aber nur wenige Wochen später war das Wasser klar, die Pflanzen am Ufer schon recht groß und Libellen, Mücken, Wasserflöhe und Schnecken tummelten sich in oder am Wasser und ab und an hörte man sogar schon einen Frosch quaken. Die Tiere und Pflanzen fühlen sich anscheinend mehr als wohl. Eigentlich sind es ja nur ein paar Quadratmeter; aber sie sind so voller Leben, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Man muss sich nur die Zeit nehmen und lang genug hinschauen und natürlich einen Sinn, ein Gespür für die kleinen Dinge im Leben haben.
Gänseblümchen und Spatzen, Sand und Steine, Salz und Brot, Wasser und Wein, Samenkörner und Pfennige. Wenn Jesus seinen Freunden erzählen wollte, wie Gott mit den Menschen umgeht, dann hat er immer und immer wieder diese kleinen Dinge bemüht und Gleichnisse mit ihnen erzählt. Und ich denk mir dann, dass ich auch aus den vielen kleinen Dingen in einem Gartenteich etwas über das Leben lernen kann. Das Erste, was ich lerne: Du brauchst Zeit. Man kann das Leben nicht aus der Erde herausziehen und der Frosch muss seinen Wohnort selbst bestimmen. „Ich will alles und das sofort“, das funktioniert hier nicht. Leben, echtes und unverfälschtes Leben braucht Zeit und Geduld.
Das Zweite, was ich lerne ist: Das meiste Leben ist klein und doch beachtenswert. Wer nur die Autobahnperspektive kennt und meint, in einem Tag Teneriffa besichtigen zu können, der geht am Leben vorbei. Das Leben besteht nicht nur aus großen Ereignissen, sondern meist sind es doch die vielen, ganz kleinen und winzigen Dinge, die es ausmachen. Man muss sie wahrnehmen und begreifen, wie wertvoll sie sein können. Und das Dritte, was ich vom eingangs erwähnten Teich lerne: Das Leben ist viel reicher, als es auf den ersten Blick aussieht. Der erste Blick zeigt nur den Teich; der tiefere Blick aber, wenn ich näher trete, mich klein mache, der sieht hundert verschiedene Einzelheiten.
Wer also nur auf den großen, den ganz entscheidenden Wurf wartet, der wartet meistens vergebens. Deshalb wünsche ich Ihnen, dass Sie in den Tagen Ihres Urlaubs hier auf unserer wunderschönen Insel, Ihre Augen wirklich aufmachen für die vielen kleinen, aber oft mehr als schönen Dinge unseres Lebens.

Infos unter:

Erstellt am: 18.08.2014 20:08 Uhr

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