Zündfunke, 11.04.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Es gibt so viele Ärgerlichkeiten im Alltag, verehrte Hörerinnen und Hörer, die einem zusammengenommen das Leben ganz schön vermiesen können. Und hat man sich erst einmal so richtig darauf eingeschossen, dann nimmt man auch tatsächlich nur noch das Schlechte wahr. Da hat zum Beispiel der Bus eine wesentliche Verspätung, und schon wird geknurrt:
„Kann der denn nicht einmal pünktlich sein? Der ganze Tag ist mir verdorben!“ Oder da wartet jemand stundenlang beim Arzt. Das ist dann die Erfahrung, die zählt, da mag die Diagnose noch so beruhigend und die Behandlung noch so zufrieden stellend gewesen sein; aber nein, das Warten ist als Negativstimmung maßgebend.
Das Gute nehme ich also einfach als selbstverständlich hin, aber das Unangenehme, das lasse ich so schnell nicht mehr los. Im Gegenteil: Da könnte ich mich so richtig reinstei-gern! Aber warum nur? Ich mache mir doch damit nur das Leben schwer. Dieser Tage habe ich aus heiterem Himmel eine SMS von einer Bekannten aus Deutschland erhalten. Da war zu lesen: „Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus.“ Das steht nicht in der Bibel – aber der Spruch gefällt mir; schnell bedanke ich mich dafür und denke darüber nach. Also ich verstehe den Spruch so: Es liegt an mir, einer unangenehmen Situation etwas Gutes abzugewinnen. Die Frage ist nur – wie?
Es geht wohl nur so: Ich muss den Hebel umdrehen, dass ich mich nicht mehr als Opfer fühle: Opfer der Situation, der Umstände, von anderen Menschen, sondern dass ich selbst die Situation in die Hand nehme. Ich kann entscheiden, aus der Rolle des Opfers hinauszutreten. Und ich kann mich fragen: „Was mache ich jetzt mit dieser Situation? Wie will ich damit umgehen? Wenn ich in der Stadt mal wieder auf jemanden warten muss oder sich irgendjemand verspätet, dann kann ich doch genauso gut in ein Café gehen, die Zeit nutzen um etwas zu lesen oder einfach die Zeit als eine freie und geschenkte Zeit genießen , anstatt ärgerlich immer nur auf die Uhr zu schauen und meinen Blutdruck inHdie höhe zu treiben. Und anstatt sich im Wartezimmer beim Arzt blau und grün zu ärgern, könnte man die Zeit für Besorgungen nutzen und mit der Sprechstundenhilfe eine neue Uhrzeit aus-machen.
Gott hat uns doch mit einem Verstand gesegnet, der klare Entscheidungen treffen kann: schaue ich nur immer auf die saure Zitrone oder sehe ich die vielfältigen Möglichkeiten, etwas aus ihr zu machen, sogar was Süßes. „Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus.“ Ich wünsche Ihnen und mir – trotz Fastenzeit – viel Limonade in den nächsten Wochen und Monaten.

Infos unter:

Erstellt am: 12.04.2014 16:12 Uhr

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