Andrea Bolz
Da hat der kleine Lukas zu seinem Geburtstag das lang ersehnte Modellauto endlich bekommen. Er strahlt und seine Freude ist nicht zu übersehen. Nur wenige Tage später schleicht er bedrückt zu seinem Vater, Tränen in den Augen und in den kleinen Händen Teile des auseinandergelegten Spielzeugs. Er braucht nichts zu sagen, man sieht, wie elend er sich fühlt.
Alle von uns kennen diese Erfahrung, aus der eigenen Kindheit, oder von unseren Kindern und Enkeln. Und bis heute machen wir diese Erfahrungen, allerdings dann nicht mehr mit einem zerbrochenen Spielzeugauto. Auch heute werden Erwartungen an mich gestellt, die ich nicht erfüllen kann. Da kann ich z. B. eine Zusage, auf die sich ein anderer verlassen hat, nicht einhalten. Und selbst wenn ich noch so gute Gründe dafür vorbringen kann, schäme ich mich. Ich fühle mich leer, als Versager, hilflos. Ich weiß, dass ich in solchen Situationen auf das Wohlwollen und die Großzügigkeit meines Gegenübers angewiesen bin. Und so fühle ich mich ohnmächtig und ausgeliefert. Ich bemühe mich nach Kräften, solche Situationen zu vermeiden, wo immer ich kann. Das ist verständlich. Ja, als Kind hatte ich selbst die Vorstellung, dass ich Gott etwas bieten müsste. Schau her, das habe ich gemacht und jenes habe ich sein lassen. So hatte man es mir beigebracht. Das war nicht weiter tragisch, solange ich den Erwartungen entsprach. Aber Scheitern und Versagen im Blick auf Gott? Inzwischen bin ich auch im Glauben erwachsen geworden: Ich brauche Gott nichts zu bieten; und ich kann ihm auch gar nichts bieten. Und deshalb gefällt mir nachfolgendes Kirchenlied so gut: „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr, fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen“.
Vor Gott darf ich mit leeren Händen erscheinen. Ich darf die Geschenke, die ich erhalten habe, zu ihm bringen, auch wenn sie kaputt sein sollten. Ich habe ihm gegenüber nichts aufzurechnen. Ich muss ihm nichts bieten. Und ich kann ruhig eingestehen, dass mir nicht alles, was ich mir vorgenommen hatte, auch wirklich geglückt ist. Und in dem erwähnten Lied heißt es weiter:„Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden.“
Von Gott darf ich alles erwarten. Ihm kann ich alles zutrauen.
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Erstellt am: 11.03.2014 18:57 Uhr