Zündfunke, 10.09.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Eine Weile ist man gemeinsam unterwegs, liebe Schwestern und Brüder, dann muss man sie gehen lassen. Die Kinder zum Beispiel. 20 Jahre oder länger hat man als Mutter oder Vater mit ihnen und für sie gelebt. Das ging mal besser und mal schlechter. Aber es war doch Leben in der Bude. Man konnte sich mitfreuen, wenn es ihnen gut ging. Und: man konnte sich kümmern, wenn es nicht so lief.
Und dann ist der gemeinsame Weg auf einmal zu Ende. Die Kinder haben eigene Ziele. Sie wollen ihren eigenen Weg dahin finden. Sie wollen vielleicht erst probieren, welches der richtige Weg für sie ist. Jedenfalls: sie gehen aus dem Haus. Das ist gut und richtig so, auch, wenn sie vielleicht für den Anfang ganz besonders weit weggehen und kaum etwas von sich hören lassen. Viele erwachsen gewordene Kinder brauchen zunächst einen ziemlich großen Abstand, wenn sie eigene Wege ausprobieren wollen. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass sie sonst wieder ins alte, elterliche Fahrwasser geraten. Deshalb gehen sie erst einmal auf Distanz, mindestens räumlich. Das ist gut so – auch für die Eltern, denen es ja sonst noch schwerer fiele, sich wirklich nicht einzumischen. Aber es tut trotzdem weh.
Hoffentlich finden sie die richtigen Weggefährten und Begleiter, wenn ich als Mutter oder Vater schon nichts mehr für sie tun kann. Das ist für Eltern oft eine ganz besondere Sorge: in welche Gesellschaft wird mein Kind geraten? Welche Freunde werden seinen Weg mitbestimmen?
In der Bibel gibt es eine Geschichte, die diesbezüglich gut tun kann. Ich will Sie Ihnen erzählen. Sie handelt von Eltern, die ihren Sohn gehen lassen müssen. Auf eine lange, wichtige Reise. Es heißt, Tobias, der sich ganz allein auf den Weg machen will, sei ihr einziger Sohn gewesen. Umso größer war wahrscheinlich auch die Sorge der Eltern. Aber sie ist unnötig. Denn gleich zu Beginn seiner Reise findet Tobias einen Begleiter. Einen anderen Reisenden, der sich auskennt und anscheinend dasselbe Ziel hat. Trotzdem, im Grunde ist er ein Fremder für Tobias und für seine Eltern erst recht. Sie versuchen herauszufinden, was das für einer ist. Aber was sagen schon Herkunft oder Familie über einen Menschen, den man gerade erst kennen gelernt hat? Es geht aber wirklich alles gut, besser sogar, als erwartet. Ganz am Ende stellt sich dann heraus: das ist ein Engel gewesen, der diesen jungen Mann Tobias begleitet und mit ihm das Ziel gefunden hat. Engel sind Beauftragte Gottes und erkennen kann man sie erst im Nachhinein. Mich tröstet diese Geschichte sehr. Ich bin gespannt, welche Engel unsere Kinder begleiten.

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Erstellt am: 11.09.2013 09:54 Uhr

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