Zündfunke, 10.04.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Verehrte Schwestern und Brüder, vor Prüfungsangst zitternd sagte der junge Mann: „Ich glaube, ich mache alles falsch“. Dabei lernt er immer sehr gut und bekommt beste Noten. Er sagt: „Wenn ich richtig an Gott glauben würde, dann würde ich doch nicht so eine Angst haben. Ich glaube halt einfach zu wenig.“ Und dann erzählt er, was in seiner Familie immer wieder gesagt wird: Wer nur fest genug an Gott glaubt, der hat keine Angst, ist nicht traurig und bewältigt ganz leicht alle nur erdenklichen Schwierigkeiten.
Schön wäre das, kann ich dazu nur sagen. Aber so einfach ist es leider nicht mit dem Leben. Und so einfach ist es auch nicht mit dem Glauben, bei Gott nicht. Dazu genügt mir ein Blick und da lese ich eben etwas ganz anderes. Nehmen wir zum Beispiel Jesus. Er weint bittere Tränen, als sein Freund Lazarus gestorben ist. Er bekommt eine Mords-Wut auf die Tempelhändler und schmeißt sie aus demselben hinaus. In der Nacht vor seinem Tod überfällt ihn Todesangst, die er nur mit Mühe durchstehen kann. Und in seiner Sterbestunde glaubt er sich von Gott verlassen. Die Geschichte Jesu zeigt mir: Glaube und Angst, Wut oder Trauer schließen sich wahrlich nicht aus.
Und in meinem Leben? In meinem Leben ist das kein Haar anders. Ob Prüfungsangst oder Trauer, solche Grenzsituationen sind für jeden Menschen schlimm, ob gläubig oder nicht. Kein Gebet und kein Glaube kann sie erst einmal lindern. Aber wenn ein Mensch an Gott glaubt, so wagt er zu hoffen. Glauben heißt nämlich, auf Hilfe hoffen. Hoffen, dass am Ende des Dunkels wieder ein Licht sichtbar wird. Hoffen, dass Gottes Liebe auch mir gilt. Hoffen, dass ich durchhalten kann, weil Gott mir zu Seite steht. Glauben – das kann heißen: darauf vertrauen, dass alles ein gutes Ende findet, trotz der Not, die vielleicht im Moment riesig ist.
Ich bin sicher: Es ist gut, Gott gegenüber auch Wut und Verzweiflung auszudrücken. Er kann ruhig wissen, wie schwer die Situation gerade ist. Er soll wissen, wenn einer sich überfordert fühlt. Auch wenn es „nur“ durch große Prüfungsangst ist. Die geht durch Beten zwar nicht einfach weg, aber sie lässt sich mit Gebeten oft besser aushalten. Und ich glaube: Gott lässt niemanden im Stich, der ihn um Hilfe bittet.

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Erstellt am: 10.04.2014 20:42 Uhr

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