Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Erziehen heißt, jemandes Geist und Charakter, und in dem speziellen Fall in der Regel die eigenen Kinder, zu bilden und ihre Entwicklung zu fördern. Das heißt, soziales Handeln soll erlernt und die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit unterstützt werden. Und das allerwichtigste überhaupt – die Erfahrungen, die gemacht werden, sollten nicht nur alleine gemacht werden. Und genau da scheint mir das Problem in unserer Zeit zu liegen. Ich kann meinen Kindern eine wirklich gute Erziehung zukommen lassen, in speziellen Schulen, mit teuren Kursen in der Freizeit, die ihnen ein wirklich vielfältiges Erlernen von allem möglichen bieten. Aber was bekommt mein Kind denn dadurch vermittelt: Ich werde irgendwo hin gebracht um später dann dort wieder abgeholt zu werden, zum Erzählen über das Erlebte bleibt meist gar keine Zeit. Ergo: Ich habe niemanden, der an meinen Erfahrungen Anteil nimmt, der mit mir meine Erfahrungen teilt. Am deutlichsten wird dies in der jüngsten Vergangenheit bei der religiösen Erziehung der Kinder. Nicht nur, dass die Eltern aufgrund der eigenen fehlenden Religiosität ihren Kindern nicht mehr selbst genügend Wegweiser sein können, nein, durch die nur sporadische Teilnahme an bestimmten Lebensmittelpunkten signalisieren sie damit ja auch ihren Kindern, dass ihnen all das nicht wichtig ist. Religiöse Erziehung kann den Raum eines Kindes ausfüllen, denn jedes Kind entwickelt in sich eine Sehnsucht nach dem „Mehr“, und möchte über gewisse Grenzen hinaus Antworten haben. Religiöse Erziehung, die diesen Namen verdient, zeigt gute Wirkung. Natürlich gibt es wie überall auch in diesem Zusammenhang Verletzungen. Und dies muss sogar benannt werden. Das geschieht dort zu Recht, wo Religion als Mittel zur Disziplinierung missbraucht wird, Gott zum Oberdompteur der Welt verkommt und Väter und Mütter Gottes Autorität für sich beanspruchen, wo sie selbst als erziehende Persönlichkeit keinen anderen Ausweg mehr wissen. Das allerdings ist keine religiöse Erziehung, dies ist ein Machtspiel mit unguten Folgen.
Erziehung heißt in allen Lebenslagen Vorbild sein: Religiöse Erziehung braucht Beispiele, die belegen, dass es nicht nur um Leistung im Leben geht. Es ist gut, wenn gerade unsere Kinder in der heutigen Zeit solche Vorbilder haben, es dürfen gerne auch berühmte Vorbilder sein; schöner, besser und effektiver aber wäre es, diese Vorbilder wären die eigenen Eltern.
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Erstellt am: 11.01.2014 14:33 Uhr