Liebe Schwestern und Brüder!
In der orthodoxen Kapelle von Kevelaer befindet sich eine Ikone, die „Madonna mit den drei Händen“. Sie stammt bereits aus dem 8. Jahrhundert, geht aber auf eine viel ältere Darstellung zurück und ihr Original befindet sich auf dem Berg Athos.
Auf dieser Ikone hält Maria das Kind auf dem rechten Arm, die linke Hand unterstützt sie dabei. Und dann ist da noch eine dritte Hand, und die ist frei.
Wenn ich alle Hände voll zu tun habe, dann kann es durchaus auch mal vorkommen, dass ich nervös werde und auch mal aggressiv reagiere, wenn dann noch einer kommt und sagt: „Könntest du mir bitte schnell dieses oder jenes erledigen“? In genau solchen Situationen merke ich, wie gut eine dritte Hand täte, die genau das dann wiederum erledigen könnte. Maria hat auf dem Bild der Ikone eine Hand frei.
Aber auch mir bieten sich manches Mal freie Hände an, zwar nicht immer so klar und deutlich wie auf der Ikone, aber bei etwas genauerem Betrachten fallen sie mir dann schon auf. Die Hände meiner Mitmenschen, die gerne bereit sind, mir etwas abzunehmen und mich mit ihren freien Händen zu unterstützen. Hände, die es mir dann ermöglichen, meine Hände an genau diesem Tag etwas früher in den Schoß zu legen.
Dadurch haben nicht nur meine Hände Hilfe erfahren, sondern ich als Ganzes. Und deswegen kann auch ich wiederum einmal eine Hand übrig haben, die dann andererseits für andere etwas Gutes tun kann.
Und mit meiner freien Hand kann auch ich durchaus die freie Hand Mariens auf der Ikone ergreifen. Ein schönes Bild, wie ich finde. Eine Hand, die einfach da ist, die sich nicht aufdrängt, die genommen werden kann, die aber auch nicht nur so nutzlos herumhängt, wenn sie nicht gebraucht wird. Denn in dem Bild der Ikone berührt die dritte Hand Mariens, ihren linken Arm, was für mich so viel bedeutet wie, ich unterstütze dich, bei allem was du tust.
Aber das Schönste für mich, was ich aus diesem Bild herauslese ist: Die Ikone zeigt mir, dass Maria immer noch in der Lage ist, für uns alle eine Hand freizumachen, wenn wir es denn wollen.
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Erstellt am: 19.10.2014 15:35 Uhr