Zündfunke, 08.01.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Bescheidenheit ist eine Zier“, so sagte man früher in einem Sprichwort.
Und damals meinte man es auch so:
Bescheidenheit, das war eine besondere Art, vornehm zu sein. Vertrauenspersonen waren das: durch und durch integer, zuverlässig, sozial.
Denn: Bescheidene Menschen dachten an die Zukunft, an die, die nachkommen – ebenso wie an die, die weniger haben, Beistand und Hilfe brauchen.
„Bescheidenheit ist eine Zier!“
Wer heute „bescheiden“ sagt, meint meistens etwas anderes. Mir geht’s „bescheiden“ heißt heute: Es ist mir schon mal viel besser gegangen, und dem traure ich jetzt nach. Ich fühl’ mich wie der letzte Dreck. Schlimmer kann’s kaum noch kommen!
Die Werbung fährt voll drauf ab: Bescheiden, das ist dumm und armselig.
„Warum mit weniger zufrieden sein?“, das ist ihr Motto. Fordern statt fördern!
Geil sein, das ist die moderne Tugend, also das Gegenteil von bescheiden, nämlich: gierig. Mit möglichst wenig Aufwand viel, oder sogar das meiste und beste ergattern.
„Bescheidenheit ist eine Zier“, der Spruch ist längst erweitert worden mit dem Satz: „doch weiter kommt man ohne ihr“.
Aus der Vornehmheit der früheren Tage ist inzwischen „der letzte Dreck“ geworden.
Eine fatale Entwicklung: Denn: Was bleibt, wenn all die Rücksichtslosen sich für die kurze Zeit ihres Lebens total austoben?
Was ist mit der Verpflichtung, die wir gegenüber unseren Nachkommen haben – wer hält sie noch hoch und schützt sie, so, dass es den nächsten Generationen auch noch gut gehen kann?
Wer denkt an die Verantwortung, die wir gegenüber den Schwächeren haben?
Das Recht aller, einen Platz im Leben zu finden und eine wirklich gerechte Lebenschance zu erhalten?
Es wäre von überaus großer Wichtigkeit, die Bescheidenheit wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken, die Bescheidenheit, die nichts mit Dummheit sondern mit Größe und Verstand zu tun hat.
Nicht alles, was einmal war, ist heute „altmodisch“ und unbrauchbar.
Bescheidenheit? Ja! Bescheidenheit lehrt uns das Genießen, das Dankbar sein, das sich beschenkt und getragen fühlen Wenn ich so leben kann – gehe ich behutsam, gelassen und dankbar mit meinem Leben um.

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Erstellt am: 11.01.2014 13:59 Uhr

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