Zündfunke, 07.04.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Es gibt vielerlei Weisen, verehrte Schwestern und Brüder, um im Leben Sinn zu suchen und auch einen solchen zu finden: Ein Weg ist dabei, einfach die Nächstenliebe zu üben. Denn die Nächstenliebe erschließt den Weg zu mir, zu meinen Mitmenschen und auch zu Gott. Dabei geht es zunächst einmal gar nicht um meine unmittelbaren Bedürfnisse.
Da ist zum Beispiel eine Frau, die ihr ganzes Leben dem Mann, den drei Kindern und dem Haushalt gewidmet hat. Als nun die Kinder so nacheinander das Haus verlassen, da ist sie untröstlich. Und weshalb? Weil sie keinen Sinn mehr in all ihrem Tun entdecken kann.
„Aber du hast doch noch deinen Mann“, sagt ihre Freundin. Doch der geht ganz in seiner Arbeit auf. Und wenn sie ihm ihr Leid klagt, dann sagt er nur: „Sei doch froh. Jetzt hast du endlich Zeit für dich.“ Er nimmt ihre Not überhaupt nicht wahr.
Schließlich rät ihr ihre Ärtztin: „Sie brauchen eine neue Aufgabe. Sie umsorgen doch so gerne Menschen? Gehen Sie zu den grünen Damen, die helfen im Krankenhaus mit kleinen Diensten und Besorgungen.“ Da wird die Frau hellhörig: Genau das ist es! „Und was hast du davon?“, fragt ihr Mann erstaunt als er von ihren Plänen erfährt. „Viele Kranke freuen sich, wenn jemand Zeit für sie hat. Und wenn sich jemand über mich freut, dann geht es mir auch wieder besser.“
Spüren Sie es? Die Nächstenliebe ist unsere Antwort auf die Liebe Gottes. Viele sind so voll davon, dass sie noch genug für andere übrig haben. Gut, wenn sie sich nicht davon abbringen lassen. Denn das Wunderbare an der Nächstenliebe ist: Wenn man jemandem etwas Gutes tut, dann geht man dabei selten leer aus. Das hat auch eine ältere Schmerzpatientin erfahren, die seit Jahren keine schmerzfreie Minute mehr kennt. Sie hat in einer Fernsehsendung von einem beglückenden Erlebnis im Wartezimmer ihres Arztes erzählt: Dort saß sie neben einer jungen, vollkommen niedergeschlagenen Frau. Die junge Frau tat ihr leid und sie fing ein Gespräch mit ihr an. Bald erfuhr sie, warum die junge Frau so niedergeschlagen aussah: Sie hatte unmittelbar davor den Bescheid bekommen, dass sie HIV positiv sei. Die ältere Frau hat sie nicht getröstet, sondern ihr nur liebevoll und aufmerksam zugehört. Dabei aber vergaß sie vollkommen ihre eigenen Schmerzen. Nach mehr als einer Stunde stellte sie fest, dass sie 60 schmerzfreie Minuten geschenkt bekommen hatte; ein Glücksgefühl, das sie nur wenige Minuten davor für nie mehr möglich hielt.

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Erstellt am: 07.04.2014 20:09 Uhr

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