Zündfunke, 07.03.14

Liebe Hörerinnen und Hörer,
über das Fasten mit Kopf und Herz haben wir an den letzten beiden Tagen im Zündfunken nachgedacht. Wo aber bleibt der Körper, mein Leib, der in den vergangenen Wochen vielleicht dazu geneigt hat, seinen Umfang mehr oder weniger zu erweitern. Da muß ja wohl auch etwas geschehen. Zumindest werden wir in der Werbung reichlich in dieser Richtung zu neuem Verhalten animiert. Wirklich Verhalten?
Da stehen ja wohl vor allem alle möglichen Mittel und Mittelchen, Getränke auch Pillen auf dem Markt zur Verfügung. Sie reichen von anzurührenden Getränken mit zweifelhaftem Geschmack bis zu kleinen Fettfressern, die die Fettpartikelchen gar nicht erst in den Stoffwechsel geraten lassen. Fachleute haben längst festgestellt, dass trotz gegenteiliger Beteuerungen, auch nur irgendein kleiner Erfolg nachgewiesen werden kann.

Diese Mittel zum Fasten mästen lediglich die Konten der Hersteller. Sich mit Fasten bereichern, den am Ende sinnlosen Verzicht der einen zur eigenen Gewinnmaximierung ausnutzen, das ist schon ziemlich pervers.
In der alttestamentlichen Lesung des letzten Sonntags ging der Prophet Jesaja seht kritisch mit dem Fasten um. Das Volk hält Gott vor, womit es sich in seinem Fasten sehr abgemüht und worauf es doch alles verzichtet hat. Und nun muß doch ein gutes Ergebnis als Anerkennung auf den Tisch kommen. Der Prophet aber antwortet im Namen Gottes:

5 Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat?
6 Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Laß los, die du mit Unrecht gebunden hast, laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!
7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn.

Fasten einmal ganz anders. Sicherlich, seinen Körper gründlich zu entschlacken, sich besser zu bewegen und gesünder zu ernähren, das kann ausgesprochen sinnvoll sein.
Aber es gibt noch einen ganz anderen Aspekt des Fastens, nämlich die Änderung meines sozialen Verhaltens. Es muss sich nicht alles um mich drehen und wahrlich auch nicht um meinen makellosen Körper. Lieber mit ein paar Falten oder Pölsterchen die Not leidenden Mitmenschen im Auge haben, als mit Idealfigur egoistisch in den Tag hinein leben.
Auch das ist ein sinnvoller Aspekt des Fastens. Nicht umsonst nutzen unsere Kirchen die Fastenzeiten mit Hilfe ihrer Hilfsorganisationen zu einem besonderen Aufruf, Hilfe zu leisten, Opfer zu bringen für die, die es besonders nötig haben. Solches Fasten gefällt Gott und hilft, wo Hilfe nötig ist.

Johann Weingärtner, evangelischer Pfarrer in Puerto de la Cruz

Infos unter:

Erstellt am: 05.03.2014 17:57 Uhr

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