Zündfunke, 06.03.14

Heute Abend, liebe Zuhörer, werden wir in einer Wohnanlage in Punta del Hidalgo mit Hilfe von Gedichten der deutschen Romantik und biblischen Texten über das Thema nachdenken: Alle Lust will Ewigkeit, tiefe, tiefe Ewigkeit. Es wird um Unsterblichkeit, Tod und Auferstehung gehen. Das ist ein guter Gedanke am Beginn der Fastenzeit, finde ich.
Das Leben muss doch mehr sein als das, was ich hier und jetzt erlebe. Mehr als eine Ansammlung von Lust und Frust, Alltag und Fest, Gewohnheit und Überraschung. Die Gegensatzpaare lassen sich ja beliebig fortsetzen. Und dazwischen? Da geht dann in der Regel alles so seinen Gang in einer Abfolge von Tagen, Wochen, Monaten und Jahren.
Und dann? Ja, irgendwann ist auch das zu Ende. Ein letzter unvermeidbarer Schlusspunkt wird gesetzt. Und wieder die Frage. Und dann?
Manche und mancher sagen: Schluss ist Schluss. Da gibt`s nichts mehr. Da kommt nichts mehr. Etwa so wie Theodor Fontane es einmal gesagt:

Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
schwindet hin, was prahlt und prunkt.
Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben.
Und ist nicht in Sicht geblieben
als der letzte dunkle Punkt.

Wohin gehe ich, was ist das Ziel meines Lebens? Gehe ich wirklich nur auf einen dunklen Punkt zu? Wie manche an ein so genanntes Leben danach ihre Zweifel haben, so habe ich die meinem an ein dunkles Ende, über das hinaus nichts mehr zu erwarten ist. Anscheinend hat auch Fontane selbst daran gezweifelt. In seinem Roman „ Vor dem Sturm“ beschreibt er einen müden Wanderer, der in einer kleinen Dorfkirche einkehrt. An einer versteckten Ecke entdeckt er einen alten Grabstein. Nachdem er einigen Schmutz entfernt hat, wird eine Inschrift deutlich lesbar:

Sie sieht nun tausend Lichter,
der Engel Angesichter
ihr treu zu Diensten stehn.
Sie schwingt die Siegesfahne
auf güldnem Himmelsplane
und kann auf Sternen gehn.

Also doch? Nicht nur ein dunkler Punkt, sondern Licht und Glanz? Hoffnung und Zweifel, Gewissheit und Anfechtung im Blick auf das Ziel des Lebens. Es sind gute Themen für eine gesegnete Fastenzeit. Ich wünsche Ihnen sinnerfülltes Nachdenken.

Johann Weingärtner, evang. Pfarrer in Puerto de la Cruz

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Erstellt am: 05.03.2014 17:56 Uhr

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