Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Wie viele Tage der Dezember hat, verehrte Schwestern und Brüder, das wissen wir. Man kann es aber auch so sehen wie ein kleiner Junge, der auf diese Frage mal geantwortet hat: „24 natürlich“. Dieser Schüler einer vermutlich 1. Klasse, hat sicher jedes Jahr einen Adventskalender daheim. In dieser Zeit ist es selbstverständlich jeder Tag wert, gezählt zu werden. Der Adventskalender ist ja auch eine wunderschöne Erfindung. Der Weg bis Weihnachten ist für Kinder mehr als lang, weil sie ja immer schnell ans Ziel kommen möchten. Wenn sie aber nun jeden Tag ein Fenster öffnen dürfen, spüren sie: es geht vorwärts.
So einen Kalender könnte ich durchaus auch gebrauchen. Natürlich nicht, um mir die Zeit zu verkürzen – sie reicht ja kaum für alles, was ich mir vorgenommen habe: all die Veranstaltungen mit der Gemeinde, Texte für Radio und Zeitungen schreiben, die Post erledigen, Geschenke besorgen – und dann die Gottesdienstvorbereitungen auf Weihnachten usw. … Sie spüren schon, ich bräuchte einen Kalender, der die Zeit immer wieder anhält. Einen Kalender, der mich zur Ruhe kommen lässt, bei dem hinter jedem Fenster 10 Minuten unverplante Zeit stecken. Zeit, wo keiner über mich verfügen kann: weder meine Frau, noch Menschen aus der Gemeinde, noch mein Chef oder wer weiß sonst wer noch.
Ich kenne ein Dorf, da gibt es jedes Jahr einen ganz besonderen Adventskalender für Kinder und Erwachsene. Tag für Tag gestaltet eine andere Familie ein richtiges Adventsfenster außen am Haus. Zur vereinbarten Zeit trifft sich dann Groß und Klein vor diesem Fenster. Wer Musik machen kann, spielt den anderen etwas vor. Ein anderer liest eine Geschichte oder ein Gedicht. Gemeinsam werden Lieder gesungen und Lichter entzündet. Ich finde das eine ganz tolle Idee, weil diese wenigen Minuten die Menschen wirklich aus ihrem Alltag herausholen und aufatmen lassen. Bekannte, die das erlebt haben, brachten mir folgendes Gedicht mit, was sie damals gehört haben, als sie in dieser Gemeinde zu Gast waren:
Weißt du wo der Himmel ist?
außen oder innen
eine handbreit rechts und links
du bist mitten drinnen
weißt du wo
der Himmel ist
nicht so tief verborgen
einen Sprung aus dir heraus
aus dem Haus der Sorgen
weißt du wo
der Himmel ist
nicht so hoch da oben
sag doch ja
zu dir und mir
du bist aufgehoben. (Wilhelm Willms)
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Erstellt am: 06.12.2013 08:31 Uhr